Dienstag, 22. Dezember 2015

Das war 2015

2015 ist bald vorbei - was gab es zu lesen?

 

Am 15.Juni 2015 habe ich meinen Blog gestartet. Meine Vorkenntnisse und Erfahrungen "mit so etwas" lagen bei praktisch null. Aber nach dem ersten halben Jahr kann ich sagen: Es hat Spaß gemacht! Ich habe sowohl in den Kommentaren als auch den sozialen Netzwerken viele positive Rückmeldungen bekommen und weiß, dass etliche meiner Leser an jedem Freitag nachsehen, was sich in meiner Bücherkiste getan hat. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken!

Im Laufe der Monate sind ständig neue Leser hinzugekommen. Da ich sehe, dass meine ältesten Rezensionen seltener gelesen werden, sondern für die meisten nur die Bücher der jeweils letzten Wochen interessant sind (wie schade!), habe ich mir für heute überlegt, einen kurzen Jahresrückblick zu machen. Das, was Fernsehsender können, kann ich schon lange...



Der Juni - im Startmonat gab es diese Bücher

Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war - CoverbildWann wird es endlich wieder so, wie es nie war von Joachim Meyerhoff war gleich zum Start ein tolles Buch. Der Autor erzählt von seinem Leben in einer psychiatrischen Einrichtung, in der sein Vater Chefarzt war. Es geht lustig, aber auch nachdenklich zu.








Herr der Krähen CoverAm 22. Juni ging es um das Buch Herr der Krähen des Autors mit dem unaussprechlichen Namen: Ngũgĩ wa Thiong’o. Er steht immer wieder auf der Liste der Anwärter für den Literatur-Nobelpreis, auch für dieses Buch. Sein Roman ist von vorn bis hinten eine Persiflage auf die afrikanischen Despoten, die sich mit aberwitzigen Aktionen selbst erhöhen wollten und von A....kriechern dabei unterstützt wurden. Liest sich wie an eine Aneinanderreihung von Übertreibungen, entspricht aber im Kern der Wahrheit.





Am schönsten Arsch der Welt CoverDarauf folgte von Bernhard Hoëcker und Tobias Zimmermann mit Am schönsten Arsch der Welt ein Reisebericht, in dem der Comedien seine Tour durch Neuseeland schildert, die er im Auftrag des dortigen Tourismusverbandes unternommen hat. Hoëcker muss dabei mehrere von Fernsehzuschauern ausgewählte Aufgaben bewältigen.







NovecentoEin sehr berührendes Buch war Novecento von Alessandro Baricco. Ein Mann, der im Jahr 1900 auf einem Ozeandampfer geboren wurde, verlässt diesen sein ganzes Leben lang nicht ein einziges Mal. Er bringt sich selbst das Klavierspielen bei und übertrifft sogar den größten Pianisten seiner Zeit. Doch der Erfolg ist nicht alles, und er versucht, sich seine größte Sehnsucht zu erfüllen. Das Buch wurde unter dem Titel "Die Legende vom Ozeanpianisten" verfilmt, hier ist ein kurzer Trailer.






Juli 2015

Es geht uns gut - CoverbildAm 3. Juli habe ich über den Roman Es geht uns gut des österreichischen Schriftstellers Arno Geiger geschrieben. Es geht um das Leben der Familie Erlach, die in Wien lebt. Geiger schildert die Jahre 1938 bis 2001 und lässt seine Leser die Zerrissenheit sowie den geschäftlichen und gesellschaftlichen Aufstieg der Erlachs, aber auch deren Misserfolge miterleben. Sehr lebensnah und authentisch geschrieben. Hier ein Auszug aus dem Hörbuch,das von Matthias Brandt gelesen wird.





Paula CoverIn der darauffolgenden Woche habe ich euch Paula von Isabel Allende vorgestellt. Die aus Chile stammende Schriftstellerin schreibt darin schonungslos und offen über das langsamen Sterben ihrer Tochter Paula, die an einer unheilbaren Stoffwechselerkrankung litt. Aber auch sich selbst verschont sie nicht und berichtet über die Geschichte ihrer Familie und ihr eigenes Leben, das unzählige Höhen und Tiefen hatte. Sehr emotional, aber keine Spur kitschig.Der damalige Präsident der Georgetown University spricht 1997 über das Buch.




Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle - Coverbild 
Da geht es in Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle des finnischen Autors Arto Paasilinna wesentlich entspannter zu. Die beiden Freunde Kalli und Lauri wollen eine viersprachige Gebetsmühle international vermarkten und gründen nebenher eine neue Weltreligion. Das Buch ist ein Feuerwerk an absurdem Humor.






Produkt-Information
Am 24. Juli ging es mit Lachsfischen im Jemen weiter, das von Paul Torday geschrieben wurde. Ein jemenitischer Scheich möchte in seiner heißen Heimat den kälteliebenden Lachs ansiedeln, um auch zu Hause dem geliebten britischen Angelsport frönen zu können. Wird dieser Plan mithilfe des renommierten Experten Dr. Alfred Jones gelingen? Wer meint, mit dem gleichnamigen Film genug über das Buch zu wissen, irrt: Die Filmhandlung ist ähnlich, das Buch wartet aber nicht mit dessen leicht vorhersehbarem Happy End auf.



Von Juli Zeh stammt Corpus Delicti. Mit diesem Roman wirft die Autorin einen Blick in das Jahr 2057: Die Menschen leben in einer Welt, in der sogar ihre Ausscheidungen in der Toilette überwacht und analysiert werden. Das Dogma dieser Zeit: Die Regierung hat immer recht. Die Naturwissenschaftlerin Mia Holl beschäftigt sich hingegen mit den Umständen, unter denen ihr Bruder wegen einer angeblichen Vergewaltigung verurteilt wurde. Kann sie an den Grundpfeilern des Systems sägen?

 

 

Der August

Cliffhanger CoverCliffhanger von Tim Binding ist ein Roman, der randvoll mit britischem, trockenem Humor ist. Ein mit seiner Ehe unzufriedener Taxiunternehmer will seine Frau umbringen, doch als er nach der Tat nach Hause zurückkehrt, sitzt sie quicklebendig auf dem Sofa. Wen hat er nun tatsächlich von der Klippe geschubst? Die Ereignisse entgleiten ihm immer mehr, was er jedoch erst ganz zum Schluss realisiert.





Am 14. August habe ich mir das Buch Vom Geist der Gesetze des Autors Georg M. Oswald vorgenommen. Ungebremster Egoismus, Kaltblütigkeit und die "Verhandelbarkeit" von Gerichtssachen werden hier von einem geschildert, der es wissen sollte: Oswald ist selbst Jurist.






 
God's Pocket von Pete Dexter ist da ein ganz anderes Kaliber. Ein junger, gewalttätiger Mann kommt bei einem "Unfall" auf einer Baustelle während der Arbeit ums Leben. Außer seiner Mutter weint ihm niemand eine Träne nach, aber es kommen Zweifel an den Umständen seines Todes auf. Die Handlung spielt in einem Stadtteil von Philadelphia, in dem jeder ums Überleben kämpft und keinem etwas geschenkt wird. Es geht sehr ungeschminkt und zum Teil brutal zu, aber wenn ein Toter versehentlich im Lieferwagen durch die Stadt kutschiert wird, ist das sehr witzig.


 

Der 28. August brachte mit Kälteschlaf  einen Krimi des isländischen Schriftstellers Arnaldur Indriðason. Eine Frau wird tot in einem Wochenendhaus an einem idyllischen See aufgefunden. Kommissar Erlendur ermittelt auf eigene Faust, weil der Fall offiziell als abgeschlossen gilt: Die Staatsanwaltschaft geht von einem Selbstmord aus. Die Ermittlungen bringen eine traurige Familiengeschichte und mehrere lange vermisste Tote zutage. 






 

Der September

Am 4. September habe ich über ein Buch geschrieben, das das beliebteste dieses Blogs werden sollte: Road Dogs von Elmore Leonard. Zwei Ex-Häftlinge versuchen in der Freiheit, ihr Leben quasi neu zu starten. Es kommt zu Verwicklungen, Misstrauen und Verrat, keiner weiß mehr, wem noch zu trauen ist. Am Ende gibt es Tote und ein überraschendes Finale.






 
Unerkannt durch Freundesland, herausgegeben von Cornelia Klauß und Frank Böttcher, gehört zu meinen persönlichen Favoriten. In sehr unterschiedlichen Texten schildern ebenso unterschiedliche Menschen, wie es ihnen gelang, auf verbotenen Wegen von der DDR aus in die damalige UdSSR einzureisen und auf eigene Faust durchs Land zu streifen. Eine Zeitreise zurück in die 1970er, 1980er und 1990er Jahre mit sehr vielen von den Autoren aufgenommenen Fotos. Videos hierzu findet ihr direkt bei der Rezension.





In Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert des Schweizers Joël Dicker ging es um einen berühmten Schriftsteller, der in seiner Wahlheimat, einer Kleinstadt in New Hampshire, plötzlich verdächtigt wird, ein Mörder zu sein. 33 Jahre nach seinem Verschwinden wird ein junges Mädchen tot aufgefunden, ausgerechnet im Vorgarten des Schriftstellers. Doch Quebert erhält Hilfe von einem seiner früheren Literaturstudenten, der bei seinen Ermittlungen in ein Wespennest stößt und persönliche, lange verdrängte und vertuschte Taten der Einheimischen wieder in die Gegenwart spült.





Das Auf und Ab im Leben eines Musikproduzenten und Ex-Punk-Rockers schildert Jennifer Egan in ihrem Roman Der grössere Teil der Welt. Früher ein bekannter Star mit Einfluss in der Musikszene, muss sich Bennie Salazar nun eingestehen, dass sein Name niemanden mehr hinterm Ofen hervorholt. Doch sein alter Kumpel Scotty taucht unversehens wieder auf. Schaffen die beiden ein Comeback? 






Der Oktober

Der 2. Oktober hielt ein außergewöhnliches Buch bereit: Die Menschheit hat den Verstand verloren - Tagebücher 1939 bis 1945 ist dem Fund der Tagebücher der schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren zu verdanken. Ihre Aufzeichnungen ermöglichen uns heute einen Blick in eine bürgerliche Familie, die im relativ sicheren Schweden den 2. Weltkrieg erlebt. Notizen über den Kriegsverlauf sind ebenso enthalten wie persönliche Einschätzungen und Einblicke ins das Privatleben der Familie Lindgren. Mit Faksimiles.



 

Und weil's so schön war, kamen eine Woche später gleich die nächsten Tagebücher, diesmal vom eher als Krimiautor bekannten Arthur Conan Doyle: In Heute dreimal ins Polarmeer gefallen werden uns umfassende Einblicke gegeben, wie es ist, mit einem Walfänger Ende des 19. Jahrhunderts Kurs auf den Nordpol zu nehmen. Auch die Frage, ob sich ein Medizinstudent im dritten Studienjahr als Schiffsarzt eignet, wird beantwortet. Faksimiles gehören wie schon bei Astrid Lindgrens Kriegstagebüchern ebenfalls dazu. 




 
Am 16. Oktober wurde mit Demenz - Abschied von meinem Vater ein Thema angeschnitten, das man ganz gern von sich schieben würde: Der Autor Tilman Jens schreibt über die Alzheimer-Erkrankung seines Vaters Walter Jens, der als Professor und Altphilologe einst zu den gefragtesten Gesprächspartnern Deutschlands gehörte. Es geht ums Vergessen, drastische Persönlichkeitsveränderungen und einen Anlass in Walter Jens Leben, der vermutlich für den Ausbruch der Erkrankung mitverantwortlich gewesen ist. Auch die Frage, wann Sterbehilfe geleistet werden sollte, wird hier aufgeworfen.




 
Danach gab es mit Der Palast der Meere von Rebecca Gablé einen richtigen Schmöker. Gablé gehört zu den besten Autorinnen von historischen Romanen und hat mit diesem Buch den fünften Band der Waringham-Saga vorgelegt. Vor dem Hintergrund der britischen Geschichte der Jahre 1560 bis 1588 wird hier der weitere Werdegang der Familie Waringham, die eine seit Generationen erfolgreiche Pferdezucht betreibt, weitererzählt. Der Schwerpunkt liegt diesmal jedoch auf der Seefahrt: Königin Elizabeth I. hatte zugunsten ihrer Kriegskasse die Piraterie erlaubt.



Am 30. Oktober habe ich euch einen Krimi von Friedrich Ani vorgestellt: In Der namenlose Tag ermittelt der frisch pensionierte Kriminalhauptkommissar Franck im Fall eines vor 21 Jahren gestorbenen Mädchens. Ging damals alles mit rechten Dingen zu? Die Ermittler gingen von einem Selbstmord aus, doch der Vater des Mädchens hat daran erhebliche Zweifel.







Der November

Gleich am 6. November ging es los mit dem Buch eines Mannes, der die Welt ein bisschen besser machen will: Es regnet Geld für ein Weltkonto - Die Tausendstel-Frage von Joachim Ackva  erklärt, wie jeder mit einem Tausendstel seines Vermögens wirksam dazu beitragen kann, die drängendsten Probleme der Menschheit zu lösen. Kein dröges Wirtschaftsbuch, sondern nachvollziehbare Erläuterungen. 






 
Eine Woche später habe ich Werbung für ein ganz besonderes Kochbuch gemacht: Fadi kocht syrisch, das vom früheren syrischen Fernsehkoch Fadi Alauwad geschrieben wurde, ist nicht nur ein Kochbuch mit leicht nachzukochenden Rezepten, sondern auch ein Reiseführer, der seinen Lesern die schönsten Seiten Syriens zeigt. Sehr hochwertige Fotos runden dieses Buch ab. Die Verkaufserlöse fließen an den Verein Syrienhilfe e. V., der mit dem Geld notleidende Kinder in Syrien mit Kleidung, Lebensmitteln sowie ärztlicher und psychologischer Hilfe unterstützt.


 


Am 20.November ging es um ein Buch des Journalisten Christoph Reuter, der ein Kenner des Islam und des Islamismus ist: Die schwarze Macht ist ein besonderes Sachbuch das anschaulich erklärt, wie der "Islamische Staat" entstanden ist und wie es zu seinem Aufstieg kommen konnte. 






 
Der letzte Freitag im November: Detlev F. Neufert unterhält sich in Jesus - Das Interview in gelöster Atmosphäre über Themen, die man mit Gottes Sohn immer schon mal besprechen wollte. Gibt es Engel? Ist Gott immer gut? Der Erlöser weiß die Antworten auf diese und viele andere Fragen.








Der Dezember 

 

 

Blogger.com behauptet zwar, dass das nächste Buch im November vorgestellt wurde, aber tatsächlich habe ich die Rezension zu Zu richten die Lebenden von Erica Spindler am 4. Dezember veröffentlicht. Ein spannender Thriller um eine junge Glasmalerin aus New Orleans, die aufgrund mysteriöser Vorkommnisse in den Verdacht gerät, hinter noch mysetriöseren Mordfällen zu stecken. 

 

 

 

 

 

 

In Cop Town - Stadt der Angst von Karin Slaughter gibt es eine Mordserie an Polizisten des Atlanta Police Departments. Zwei Polizistinnen nehmen sich auf eigene Verantwortung der Fälle an und kämpfen dabei ständig gegen die Vorurteile ihrer männlichen Kollegen. Die Handlung spielt vor dem Hintergrund der 1970er Jahre, in denen Rassenhass, Homophobie, Kriminalität und Verachtung gegenüber Frauen in Atlanta an der Tagesordnung waren. 

 

 

 

 

 

 

In ihrem Buch Artgerechte Haltung macht sich Birgit Gieger Steiner Gedanken, wie man der Ungleichbehandlung der Jungen begegnen kann. Sie ist Leiterin einer Grundschule und beschreibt die zu weiblich geprägte Sicht auf Jungen aus ihrer Perspektive. 

 

 

 

 

 

 

 

Das letzte Buch in diesem Jahr habe ich ein paar Tage vorgezogen, weil am regulären Freitag Weihnachten (gewesen) ist. Ein ganzes Jahr von Robert Seethaler ist ein Roman, der eher leise, aber deshalb auf keinen Fall langweilig daherkommt. Das Buch erzählt das Leben von Andreas Egger, der nach dem Tod seiner Mutter auf den Hof des Onkels in einem Bergdorf gebracht wird. Ein Leben, das von Erschütterungen beeinflusst und von Egger mit einer stoischen Gemütsverfassung betrachtet wird. 

 

 

 

 

 

Das besondere Buch

Am 26. August habe ich ein Buch aus meinem Bücherschrank geholt, das ich schon seit mindestens 25 Jahren habe. Das Mädchen aus der Volkskommune zeigt anhand von Originalzeichnungen, wie das chinesische Volk während der Regierungszeit von Mao Tse-Tung mithilfe von Comics, die von Hand zu Hand gingen, für dessen Kurs eingenommen werden sollte. 


 

 

 

 

 

 

Das war das Jahr 2015 in Inas Bücherkiste. Ich habe mich über jeden "alten" und neuen Leser sehr gefreut und hoffe, dass auch 2016 viele von euch wieder hierher finden. Ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünscht euch

Ina   

Foto: Maria Reinfeld/pixelio