Freitag, 29. April 2016

# 48 - DER Wirtschaftskrimi des Jahres

Wenn ihr nicht wisst, wohin mit eurem Geld...

 

Am 3. April 2016 platzte die Bombe: Die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte die Ergebnisse ihrer Recherchen zu den sog. "Panama Papers". Ein bis heute Unbekannter hatte den Journalisten Bastian Obermayer mehr als ein Jahr zuvor per Mail angesprochen und ihn gefragt, ob er Interessen an Daten habe. Dessen Neugier war geweckt. Das Buch Panama Papers - Die Geschichte einer weltweiten Enthüllung der beiden SZ-Journalisten Bastian Obermayer und Frederik Obermaier wurde bereits drei Tage später auf den Markt gebracht und setzt in diesem ersten Augenblick der Kontaktaufnahme mit dem Informanten ein.

Es beginnt mit einer Handvoll Daten

 

Die "Gebrüder Obermay/ier", wie die beiden Kollegen wegen ihrer Namensähnlichkeit redaktionsintern genannt werden, haben zu diesem Zeitpunkt bereits Erfahrung mit Daten-Leaks: Sie haben 2013 über die Offshore-Leaks ebenso berichtet wie 2014 über die Luxemburg-Leaks. 2015 hatten sie über Swiss-Leaks geschrieben. Doch das, was ihnen da in Form eines nicht endenden Datenstroms über einen verschlüsselten Kommunikationsweg übermittelt wurde, sprengte die Dimension alles bisher Dagewesenen: Den Rekord hinsichtlich der Datenmenge hielt mit 260 GB bisher Offshore-Leaks, die Panama-Papers wuchsen an bis auf 2,6 Terabyte (TB), also dem 10-fachen des Offshore-Leaks. Diese gigantische Datenmenge stellte das bislang personell eher kleine Ressort "Investigative Recherchen" der Süddeutschen Zeitung vor ebenso gigantische Herausforderungen: Wie sollte dieser Datenberg jemals umfassend gesichtet und ausgewertet werden? Welche Hardware ist erforderlich, um der Datenmenge Herr zu werden? Wie schafft man es, dass nichts davon vor der Veröffentlichung nach außen dringt?

Eine logistische Herausforderung

 

Die panamaische Anwaltskanzlei Mossack Fonseca hatte bisher nicht im Mittelpunkt irgendwelcher Ermittlungen gestanden. Der anonyme Informant versorgte die Journalisten nun mit einer nicht abreißenden Datenflut, in der die beiden Inhaber, der Deutsche Jürgen Mossack sowie sein Teilhaber Rámon Fonseca, im Mittelpunkt stehen. Es geht um Briefkastenfirmen in den Steueroasen dieser Welt - von Panama bis zu den Britischen Jungferninseln. Die Gründung einer Briefkastenfirma ist für sich genommen nicht strafbar, aber in aller Regel dient diese dazu, das Vermögen der Superreichen rund um den Globus zu verstecken: vor den Steuerbehörden, der Strafverfolgung oder auch der Ehegattin, von der man sich trennen will.
Panama hat selbst die rechtliche Grundlage hierfür geschaffen: Das seit 1927 gültige Gesetz Nr. 32 garantiert, dass sich sowohl die Identität von Firmeninhabern als auch Überweisungen und die Größe von Vermögen geheimhalten lassen. Und nicht nur das: Den Profiteuren dieser Geheimniskrämerei wird auch Steuerfreiheit gewährt. Dem Staat Panama bleiben die Lohnsteuer der Firmenmitarbeiter, die Gewerbesteuer dieser "Sociedades Anónimas" und die Gebühren, die für die Firmengründung fällig werden. Das alles ist rasch zu haben: Die Firmengründer erwartet ein zügiges Verfahren zu vergleichsweise niedrigen Preisen ohne das Risiko, entdeckt zu werden. Ihr Name taucht nur in der die Transaktion abwickelnden Anwaltskanzlei auf - hier Mossack Fonseca. Üblicherweise ist hierbei immer derjenige Eigentümer einer Briefkastenfirma, der die Eigentumsurkunde buchstäblich in den Händen hält.

Der Kreis der Journalisten wird größer

 

Schon früh zeichnete sich ab, dass die vier Ressortmitglieder mit der Aufgabe, die Datenfülle aufzubereiten und darüber zu schreiben, überfordert sein würden. Deshalb wandten sie sich an den Direktor des International Consortium for Investigative Journalists (ICIJ) in Washington D. C. Die Obermay/iers sind beide seit 2013 dort Mitglied, was nur auf Empfehlung oder Einladung möglich ist. Zu diesem Kreis gehören weltweit ca. 200 Journalisten, ihre Arbeit wird nur durch Spender wie z. B. den Milliardär George Soros möglich.
Der ICIJ stieg mit großem Aufwand in das Projekt ein, und es gelang trotz des Umstands, dass mehr als 100 Reporter aus 80 Ländern an der Datenaufbereitung beteiligt waren, dass keine Informationen in unbefugte Hände gelangten. Den Autoren von Panama Papers - Die Geschichte einer weltweiten Enthüllung wurde dabei einmal mehr bewusst, in welch privilegierter Situation sie sich befinden: Den afrikanischen Kollegen fehlte das Geld für ein Flugticket zum Treffen in die USA, die beiden russischen Investigativreporter müssen um ihr Leben fürchten, einige andere Kollegen waren gezwungen sich darüber Gedanken zu machen, wie sie an das nötige Geld für ein leistungsstärkeres Laptop kommen. Das sind nicht die Sorgen, die man sich in München macht: Der Kauf des nach einigen Monaten nötigen Hochleistungsrechners im Wert von mehr als 15.000 Euro wurde ohne Diskussion genehmigt.


Die Daten enthalten zahllose Namen von politisch oder wirtschaftlich bedeutenden Personen aus der ganzen Welt, die Mehrzahl von ihnen aus Asien und Afrika, denen mithilfe der Panama Papers illegale Geschäfte mit Offshore-Konten nachgewiesen werden können. Darunter befinden sich auch sehr bekannte Personen wie die Familie al-Assad, der ehemalige deutsche Spion Werner Mauss oder der Sohn von Kofi Annan. Aber auch Organisationen wie die FIFA und die UEFA sind darunter. Die europäische Presse hat den Fall des Anfang April 2016 zurückgetretenen isländischen Ministerpräsidenten Sigmundur Davíð Gunnlaugsson aufmerksam verfolgt, der der Öffentlichkeit eine von ihm gegründete Briefkastenfirma verschwiegen hatte, die er für 1 Euro auf seine Frau übertrug.

Die Panama Leaks bieten das, was eine Strafverfolgung in den Ländern erst möglich macht: Beweise, und nicht nur Vermutungen und Verdächtigungen.

Die Arbeit an den Panama Papers krempelt das Leben um

 

Für mehr als ein Jahr mussten Bastian Obermeyer und Frederik Obermeier auf ihr Privatleben fast völlig verzichten. Mit dem ICIJ hatten sie eine Deadline vereinbart, bis zu der die Veröffentlichung der Panama Papers in allen weltweit beteiligten Zeitungen zeitgleich stattfinden sollte. Das Buch erzählt nicht nur von den Schwierigkeiten, sogar vor den eigenen Kollegen im SZ-Haus strikte Geheimhaltung zu wahren, sondern auch von den strengen Sicherheitsvorkehrungen, die getroffen werden mussten. Es schildert, dass Recherche süchtig machen kann und man darüber auch schon mal das Essen und Schlafen vergisst. Als sich die australische Firma Nuix bereiterklärte, ihre forensische IT-Software Nuix Investigator gratis zur Verfügung zu stellen, brachen praktisch alle Dämme: Mit diesem Programm, mit dem normalerweise die Börsenaufsichtsbehörde United States Securities and Exchange Commission (SEC) arbeitet, ist es bei der Suche nach Informationen in diesem Datenwust auch möglich, gefundene Daten sofort zu strukturieren, in eine Datenumgebung einzubinden und geordnet abzulegen. Die Autoren bezeichnen den Unterschied zwischen einer herkömmlichen Suchmaschine und Nuix wie den zwischen einer Seifenkiste und einem Formel-1-Rennwagen.

Nicht nur für Leser mit Interesse an Wirtschaftsthemen

 

Bastian Obermeyer und Frederik Obermaier haben sich beim Schreiben von Panama Papers - Die Geschichte einer weltweiten Enthüllung abgewechselt, was man dem Buch nicht anmerkt. Sie haben kein dröges Buch für Fans der Wirtschaftstheorie geschrieben, sondern einen wahren Wirtschaftskrimi, der sich auch ohne Wirtschafts- oder IT-Vorkenntnisse lesen lässt. Sie prangern an, dass 1 % der Menschheit auf Kosten der übrigen 99 % lebt und eigenmächtig darüber entscheidet, ob es überhaupt Steuern bezahlt. Doch sie schlagen auch einen Weg vor, wie die Staaten dieser Welt diese Situation ändern können. Ihre Lösung ist banal, aber es bräuchte den Willen aller Länder, sie umzusetzen. 

Panama Papers - Die Geschichte einer weltweiten Enthüllung kostet als broschierte Ausgabe 16,99 €, als Audio-CD 17,99 € sowie als epub- oder Kindle-Edition 14,99 €. Das Hörbuch ist ab 13. Mai 2016 zum Preis von 18,-- € erhältlich.



Vielen Dank!

Das Buch Panama Papers - Die Geschichte einer weltweiten Enthüllung wurde mir als Rezensionsexemplar vom Inhaber der Hemminger Buchhandlung, Herrn Stefan Koß, zur Verfügung gestellt, wofür ich mich ganz herzlich bedanke. Herr Koß bietet ein breites Spektrum unterschiedlichster Bücher an und besorgt nicht im Laden vorhandene Exemplare innerhalb eines Werktages. 
Die Kontaktdaten und Öffnungszeiten gibt es hier: Hemminger Buchhandlung
 


Freitag, 22. April 2016

# 47 - Eine Frau ist freiwillig dort, von wo andere fliehen

Ein Leben auf Zeit in Kabul

 

Die Autorin des heutigen Buches Ausgerechnet Kabul - 13 Geschichten vom Leben im Krieg, Ronja von Wurmb-Seibel, beschließt zum ersten Mal im Frühling 2013, in die afghanische Hauptstadt Kabul zu reisen. Bis zu diesem Zeitpunkt verbindet sie mit Afghanistan das, was sich die meisten Menschen vorstellen, wenn sie fernab irgendwo vor dem Fernseher sitzen oder in ihren Zeitungen blättern: Krieg, Terrorismus, die Taliban. Vier Wochen sollen zunächst reichen, um zu erfahren, wie es sich anfühlt, dort zu leben, wo schon seit vielen Jahren ein Krieg den anderen ablöst: 1979 der Einmarsch der sowjetischen Armee, die erst zehn Jahre später wieder abziehen sollte; ab 1992 ein jahrelanger Kampf in Kabul gegen die Taliban, der 1996 in deren Einnahme der Hauptstadt mündete; immer wieder weitere Vorstöße der Taliban und zusätzlich Kämpfe zwischen verfeindeten Milizen; im Oktober 2001 der Einmarsch der US-Armee und ihrer Verbündeten als Folge der Anschläge vom 11. September 2001; seit 2015 der Abzug der US-Truppen. Und immer wieder die Taliban.

Warum will jemand in einem Krisengebiet leben?

Das wurde Ronja von Wurmb-Seibel auch gefragt: nicht nur von ihren Angehörigen und Freunden in Deutschland, sondern auch von Afghanen. Doch trotz aller Befürchtungen verbringt sie die vier Wochen in Kabul und nutzt diese Zeit so intensiv wie möglich: Sie unterstützt ihren Übersetzer bei dessen Hausarbeit über Leni Riefenstahl, lässt sich von einem Einheimischen die Wirren der Machtspiele in Afghanistan erklären, lernt die ersten Vokabeln auf Dari und übernachtet bei einem Ausflug aufs Land mit einem Mullah und sechs weiteren Männern im selben Zimmer. In diesen vier Wochen wird ihr kurz vor ihrer Rückreise nach Deutschland bewusst, was ihr an diesem krisengeschüttelten Land gefällt: die Menschen mit ihren Witzen und Geschichten, aber auch das Gefühl, dass mit den Wahlen und dem geplanten Abzug der NATO-Truppen im folgenden Jahr etwas Großes und Neues in Afghanistan beginnen könnte. 
Doch ihr Interesse an Afghanistan entstand nicht aus sich selbst heraus: 2013 war sie als Praktikantin bei der Wochenzeitschrift DIE ZEIT beschäftigt und stieß auf der Suche nach Themen auf die Meldung, dass die Bundeswehr ihr erstes Feldlager in Afghanistan schließen würde. Sie stellte einen Antrag bei der Bundeswehr, das Lager als Journalistin besuchen zu dürfen und bekam die Genehmigung, sich vor Ort umzusehen: neun Tage in Masar-e-Scharif und weitere fünf Tage in Faisabad. Doch was sie sah, war nicht wirklich Afghanistan, sondern nur ein Stück der Bundeswehr. Zu wenig.
Nach ihrer Rückkehr arbeitet sie für ein halbes Jahr als ZEIT-Redakteurin und beschäftigt sich weiter mit Afghanistan. Genauer: Mit Menschen, die oft schon als Kinder aus ihrem Heimatland geflohen waren und nun, mit dem bevorstehenden Abzug der NATO-Truppen, nach Afghanistan zurück wollten, weil sie den Eindruck hatten, nur dort wirklich etwas für ihr Land tun zu können.
Das gibt für die Autorin den Ausschlag: Auch sie will dorthin, wo sie unmittelbar mit den Problemen Afghanistans konfrontiert ist und nicht nur aus der Ferne über das Land schreiben. 

Ronja von Wurmb-Seibel bleibt ein Jahr in Afghanistan. Sie lebt mitten unter den Menschen, schließt Freundschaften, erlebt im Wortsinn Merkwürdiges und lernt die zum Teil für sie irritierenden gesellschaftlichen Gepflogenheiten kennen. Da sind beispielsweise die Listen: Sie entscheiden darüber, ob man "dazugehört" und zu Partys eingeladen wird oder an welchen öffentlichen Orten man sich als Ausländer aufhalten darf. Die erste Sorte kann man durch gute Beziehungen beeinflussen, die zweite stellen die Arbeitgeber auf. Hält man sich an verbotenen Orten auf, kann das für die Arbeitgeber ein Grund für die Kündigung und für Versicherungsunternehmen für die Weigerung zur Schadensregulierung sein, sollte man bei einem Anschlag verletzt oder getötet werden.

Eine für uns ungewohnte Perspektive

Ronja von Wurmb-Seibel zeigt ihren Lesern, wie sie Afghanistan erlebt hat. Ihr ist dabei bewusst, dass sie sich gegenüber den Einheimischen in einer privilegierten Situation befindet: Sie hat sich freiwillig entschieden, einen Teil ihres Lebens dort zu verbringen und kann das Land jederzeit wieder verlassen. Sie verfällt nicht in eine Romantisierung des Landes und seiner Bevölkerung, sondern schildert auch Szenen wie die in einem Frauengefängnis, das sie gemeinsam mit mehreren Anwältinnen am Weltfrauentag besucht: Zahlreiche Insassinnen sind keine Kriminellen, sondern Frauen, die ihr Zuhause und ihre Männer verlassen haben, woraufhin diese sie beschuldigten, "versuchtes Fremdgehen" begangen zu haben - eine Tat, die es im afghanischen Strafrecht nicht gibt, wofür aber auch ohne jegliche Beweise Verurteilungen ausgesprochen werden. Auch Frauen, die ihre Strafe abgesessen haben, müssen befürchten, das Gefängnis nicht verlassen zu können: Dazu ist ein männlicher Verwandter nötig, der sie am Tor abholt.

Ausgerechnet Kabul - 13 Geschichten vom Leben im Krieg zeigt sehr anschaulich, in welcher Situation sich die afghanische Gesellschaft tatsächlich befindet. Nichts davon findet normalerweise den Weg in die deutsche Presse. Kein Wunder, dass unser Bild, das wir von diesem Land weit weg in Asien haben, so wenig differenziert ausfällt. Allen, die mehr über Afghanistan wissen wollen, kann ich dieses Buch unbedingt empfehlen. 

Ausgerechnet Kabul - 13 Geschichten vom Leben im Krieg  wurde mir vom Bloggerportal zur Verfügung gestellt, wofür ich mich herzlich bedanke. Es ist bei der Deutschen Verlags-Anstalt erschienen und kostet als gebundene Ausgabe 17,99 €. Die Kindle- und epub-Editionen sind für je 13,99 € erhältlich.
 

Dienstag, 12. April 2016

# 46 - Schwedische Schwermut

Die Geschichte einer schwedischen Kleinfamilie

 

In Die Raben erzählt Tomas Bannerhed über das Leben einer Bauernfamilie in Småland in den 1970-er Jahren: Im Mittelpunkt steht der zu Beginn des Buchs 12-jährige Klas, der wie ein Gefangener seines eigenen Lebens wirkt. Seine sehr guten Schulnoten interessieren seinen Vater Tom Agne Georgsson ebensowenig wie sein großes Interesse an der Natur, insbesondere an Vögeln. Und Klas weiß fast alles über die Vögel in seiner Heimat: Er kennt ihre Gewohnheiten, ihre Rufe und die Routen der Zugvögel. So oft es geht, streift er mit dem Fernglas in der Hand durch die Umgebung und beobachtet die Tiere. Für seinen Vater ist das nur eine Form der Drückebergerei, um der schweren Feldarbeit aus dem Weg zu gehen.

Wolken ziehen über der Familie auf

 

Klas schwankt immer wieder in seiner Haltung gegenüber seinem Vater. Der vom Leben gezeichnete Mann hat nie etwas anderes als das einfache Leben und die Landarbeit kennengelernt und stellt sich vor, dass sein älterer Sohn Klas den Hof übernehmen soll, wenn er alt genug dazu ist. Doch der kleine Familienbetrieb steht wirtschaftlich bereits am Abgrund. Die Schuld gibt der Vater regelmäßig dem Wetter. Aber sein Sohn hat kein Interesse daran, das entbehrungsreiche Leben seines Urgroßvaters, Großvaters und Vaters zu führen - auf diese bäuerliche Ahnenreihe weist ihn Agne gern hin, doch er erreicht damit das Gegenteil dessen, was er beabsichtigt.

Die Mutter ist es, die den Familienfrieden mit aller Kraft aufrecht erhält. Sie ist nicht zufrieden mit ihrem eintönigen Leben, das von der Haus- und der Feldarbeit bestimmt wird und in dem es fast keinen Platz für Freiheiten und Heiterkeit gibt. Sie ist der ruhende Pol nicht nur für Klas und Agne, sondern auch für Klas' jüngeren Bruder Göran. Die Mutter nimmt auch wahr, dass sich ihr Mann immer mehr überfordert fühlt und versucht ständig, ihn zu beruhigen. Doch der gleitet immer mehr in den Wahnsinn ab und entwickelt sich zu einer Gefahr nicht nur für sich, sondern auch für seine Familie. 
Klas empfindet das Verhalten seines Vaters immer stärker als Bedrohung und beginnt, sich wieder nachts einzunässen. Als er erfährt, dass bereits der Großvater psychisch krank gewesen ist und sich umgebracht hat, beginnt er auch bei sich, nach Anzeichen von Wahnsinn zu suchen.

Schwierige Einschätzung

 

Beim Lesen von Die Raben hatte ich zwiespältige Empfindungen: Da sind einerseits die poetische Sprache und der genaue Blick auf Details, die es dem Leser ermöglichen, sich vollkommen in den jungen Klas einzufühlen. Aber es gibt auch den fast durchgehend sehr präsenten Eindruck, dass über der Familie ständig ein dickes Federkissen liegt, das ein normales Leben erschwert und das sich - je nach der augenblicklichen Verfassung des Vaters - jederzeit auf die Menschen legen und ihnen auf ihrem Hof die Luft zum Atmen nehmen kann. Die Handlung läuft schließlich auf ein Ereignis zu, das die Situation der Familie völlig ändert.

Die Raben ist in der deutschsprachigen Ausgabe 2015 im btb Verlag erschienen. Tomas Bannerhed hat für die schwedische Originalausgabe, die 2011 unter dem Titel "Korparna" erschienen ist, im selben Jahr den in Schweden renommierten August-Preis erhalten - interessanterweise in der Kategorie 'Fiction'. 
Ich bedanke mich beim Bloggerportal, das mir dieses Buch zur Verfügung gestellt hat. Die Raben kann als gebundenes Buch zum Preis von 21,99 € gekauft werden. Die Kindle- sowie die epub-Edition kosten jeweils 17,99 €.
 

Freitag, 8. April 2016

# 45 - Ein Abschied

Ein Buch über Liebe, Geduld und Gedankenlosigkeit

 

Heute geht es um das Buch Sechs Jahre von Charlotte Link. Die für ihre Kriminalromane bekannte Schriftstellerin hat sich auf ein ihr bislang völlig fremdes Terrain gewagt - vor allem, weil sie es ihrer Schwester versprochen hatte.

Eine Achterbahnfahrt zwischen Hoffnungsschimmern und Hoffnungslosigkeit

 

Anfang 2006 wird bei Charlotte Links Schwester Franziska im Alter von 41 Jahren Darmkrebs diagnostiziert. Die Situation wird von den Ärzten als kritisch eingeschätzt: Sie befürchten, dass bereits die Lymphknoten und das Bauchfell befallen sein könnten. Die Behandlung mit Chemotherapie, Bestrahlung und anschließender Operation beginnt praktisch sofort. Was jetzt so wirken mag, als hätte Charlotte Link das Wechselspiel der unterschiedlichen Therapieformen auf ein ganzes Buch ausgedehnt, ist falsch. Das Schreiben ist ihr Weg, sich mit dem langsamen Sterben ihrer ihr sehr nahestehenden Schwester auseinanderzusetzen und den Verlust zu verarbeiten.

Bereits als junge Frau war Franziska zum ersten Mal an Krebs erkrankt: Sie litt unter Morbus Hodgkin, einer sehr seltenen Erkrankung des lympathischen Systems, die mithilfe von Chemo- und Strahlentherapie gut heilbar ist, wenn sie früh erkannt wird. So war es auch bei Franziska: 17 Jahre lang galt sie als krebsfrei, doch der dann auftretende Darmkrebs soll nicht zu ihrem Hauptproblem werden. Was ihr in den nächsten Jahren zu schaffen machen wird, sind die Vernarbungen auf der Lunge, die Jahrzehnte zuvor im Zuge der Morbus-Hodgkin-Therapie entstanden sind: Sie beginnen, sich auszubreiten und die Lungenkapazitäten allmählich dramatisch zu reduzieren. Franziska wird sechs Jahre mit allen nur erdenklichen Höhen und Tiefen, mit Hoffnungen und Enttäuschungen erleben. Sie klammert sich an ihr Leben und will sehen können, wie ihre Kinder aufwachsen.

Menschlichkeit und Empathie - oft vergeblich gesucht

 

Innerhalb des ersten dieser sechs schweren Jahre stellen drei Ärzte unabhängig vomeinander Diagnosen, die alle mit Prognosen über Franziskas noch zu erwartende Lebenszeit einhergehen und sich später als falsch erweisen. Diese Diagnosen werden mit Attributen wie "Sie leben Ende des Jahres nicht mehr" oder "Nichts zu machen!" versehen und zum Teil so gefühlskalt und gnadenlos vorgetragen, dass sie in der Patientin schwere seelische Erschütterungen hervorrufen. Für psychisch labilere Menschen als es Charlotte Links Schwester war, können solche Situationen der Anlass für einen Suizid sein. Doch auch das Verhalten des Pflegepersonals in einer der beschriebenen Kliniken eignet sich nicht dazu, Menschen die Angst vor dem Klinikaufenthalt zu nehmen.

Die Familie trifft jedoch bei ihrer Suche nach geeigneten Behandlungsmethoden auch auf sehr gute Mediziner, die so sind, wie sie sich jeder Patient wünscht: kompetent, geduldig und einfühlsam. In den Krankenhäusern, in denen sie tätig sind, geht auch das Pflegepersonal sehr fürsorglich mit den Patienten um. Möglicherweise gibt es hier einen Zusammenhang.

Kann man solch ein Buch überhaupt bewerten?

 

Ich habe vereinzelte Rezensionen gelesen, in denen Charlotte Link vorgeworfen wurde, das Schicksal der Schwester und damit der ganzen Familie für ihr Buch auszuschlachten. Auch, dass es noch viele andere Menschen gibt, die genauso leiden wie Franziska, aber deren Schicksal nicht öffentlich wird, weil sie nicht prominent sind, wurde kritisiert. Prominenz hat jedoch hier einen großen Voteil: Die Stimme einer bekannten Person wird gehört, sie kann ihren Einfluss in der Öffentlichkeit und auf Entscheidungsträger nutzen. So war es auch hier: Noch während sie ihr Buch schrieb, wurde Charlotte Link bereits von zwei Kliniken um Lesungen gebeten. Den beiden Krankenhäusern ging es um den Umgang mit Schwerstkranken bzw. die Spätfolgen der Strahlentherapie. Die Medizin hat in den letzten Jahren das Dilemma einer klassischen Krebstherapie erkannt: Auch wenn die Erkrankung bei einem Patienten besiegt werden kann, kann er sich auch nach vielen Jahren seines Lebens nicht sicher sein.

Sechs Jahre ist ein - naturgemäß - sehr emotionales Buch, das die Hilflosigkeit, in der unzählige Schwerstkranke und ihre Angehörigen stecken, zeigt. Es ist aber auch ein Buch voller Hoffnung und der Botschaft, in einer schweren Situation erst dann aufzugeben, wenn alle Möglichkeiten erschöpft sind. Es ist kein Buch, bei dem man nach dem Lesen der letzten Zeile nahtlos zum Tagesgeschehen zurückkehren kann.

Sechs Jahre wurde mir vom Bloggerportal zur Verfügung gestellt, wofür ich mich herzlich bedanke. Es ist beim Blanvalet Verlag erschienen und kostet als gebundene Ausgabe 19,99 €. Die Kindle- und epub-Edition ist für 8,99 €, das Taschenbuch für 9,99 € und die Audio-CD für 14,99 € erhältlich.

Sonntag, 3. April 2016

Der März: Hörbuch, Heimwerken und ganz verschiedene Flüchtlinge


 

Sprechende Tiere und zugedröhnte Journalisten waren im März kein Problem!

 

 

Mindestens die Hälfte des Monats habe ich mich hier Büchern gewidmet, die inhaltlich ziemlich abgefahren waren. Es ging am 4. März los mit

Hit & Run von Doug Johnstone. Dass sich die Hauptfigur, der Lokaljournalist Billy Blackmore, bei seinem Lebenswandel überhaupt noch auf den Beinen halten und sogar Auto fahren kann, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Er schafft es in seinem desolaten Zustand, sich nach dem üblen Auftakt, der mit einem Toten endet, in immer ausweglosere Situationen zu reiten. Ein guter Plot, der durch seinen vorhersehbaren Ausgang leider enorm verliert. Darum reicht es meiner Meinung nach nur für 





Zu diesem Thriller gibt es auch einen Buchtrailer!

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Mit dem Buch vom 11. März hatte ich gehofft, einen richtig spannenden Thriller lesen zu können. Immerhin ist der Autor der bekannte Wolfgang Hohlbein: Mörderhotel wartete mit unzähligen Litern fließendem und spritzendem Blut, abgetrennten Körperteilen und weiteren Scheußlichkeiten auf. Da das allein noch nicht für echte Spannung, sondern allenfalls für Ekel sorgt, vergebe ich auch für dieses Buch nur







Der Buch- und Medienblog hat zum Erscheinen des Buchs ein Interview mit Wolfgang Hohlbein geführt.

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Das erste echte Highlight im März war ausgerechnet ein Selbstmach-Buch. Normalerweise mache ich einen mittelgroßen Bogen um Bücher dieses Typus, aber dieses ist eine Ausnahme: In Repair Café haben die sechs Autoren in Worten ud Bildern zusammengefasst, was sie in ihrer seit ein paar Jahren stattfindenden Veranstaltung in Stuttgart zusammen mit den Besuchern reparieren konnten. Das Buch gibt viele absolut alltagstaugliche Hinweise, wie man so manche Dinge, die man eventuell wegen eines kleinen Defekts wegwerfen würde, wieder auf Vordermann bringen kann. Für diesen Lichtblick gebe ich






Das Repair Café Stuttgart ist mittlerweile noch professioneller, aber dennoch weiterhin ehrenamtlich aktiv. Informationen stellt die sehr gut gemachte Homepage zur Verfügung.

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Am 18. März habe ich euch ein Hörbuch vorgestellt, das von Cathlen Gawlich sehr gut präsentiert wurde: Heilige Kuh ist das erste Buch von David Duchovny, der bislang als Schauspieler vor allem in Fernsehserien sehr erfolgreich war. Es ist so etwas wie eine moderne Fabel, in der der Autor eine ganze Reihe von Botschaften transportiert. Es geht um Massentierhaltung und -schlachtung, Würde und Achtung und noch einiges mehr. In der Hauptrolle ist eine sprechende Kuh, die von anderen ebenfalls sprechenden Tieren mehr oder weniger gut unterstützt wird. Etwa ab der Hälfte fand ich die Handlung anstrengend und es hat mich etwas Ausdauer gekostet, bis zum Ende durchzuhalten. Darum reicht es leider nur für






David Duchovny hat sich in einem Interview den Fragen zu seinem Erstlingswerk gestellt:




  


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Weil ich hier bereits über einen Roman mit dem Plot "arme Flüchtlinge treffen auf reiche Touristen"  (siehe unter Boat People) geschrieben hatte, hat mich interessiert, wie Merle Kröger mit ihrem als Krimi bezeichneten Buch Havarie diesen Faden aufnehmen würde. Fazit: Es ist schon wegen seiner Sprache ein sehr ungewöhnliches Buch, das meiner Meinung nach auch kein Krimi ist, aber sie hat dieses Szenario sehr treffend dargestellt. Sie legt dabei nicht nur den Fokus auf das traurige Schicksal der Flüchtlinge, sondern zeigt, dass auch in den Leben der Menschen, die den Flüchtlingen begegnen, so einige Haken und Ösen sind. Dafür gibt es







Merle Kröger hat im September für ihr Buch den Krimi-Preis von Radio Bremen und in diesem Jahr den Deutschen Krimipreis gewonnen.

Ich hoffe, euch hat meine kleine Rückschau gefallen und freue mich über eure Kommentare. 




Freitag, 1. April 2016

# 44 - Eine Atombombe auf dem Weg nach Schweden

Weltgeschichte humorvoll verpackt

 

Ich habe beim ersten Buch von Jonas Jonasson "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" etliche Male gelacht und mich auf seinen zweiten Roman Die Analphabetin, die rechnen konnte gefreut. Die Kombination aus Weltgeschichte und skurrilem Humor hatte mich damals bestens unterhalten.

Afrika als Wiege des Weltgeschehens

 

1961 wird in einem Slum im südafrikanischen Soweto Nombeko Mayeki geboren. Ihr Schicksal der ewigen Armut scheint von Anfang an besiegelt zu sein. Tatsächlich wird sie ihren Vater nie kennenlernen, der ihre Mutter bereits verlassen hat, als Nombeko nichts weiter als eine befruchtete Eizelle war. Die Mutter wiederum betrauert ihr Schicksal mithilfe von Medikamenten. Als Nombeko im Alter von fünf Jahren beginnt, wie viele andere als Latrinentonnenträgerin zu arbeiten und sich dadurch das Familieneinkommen erhöht, erweitert sich das Repertoire der Mutter auf Alkohol und andere Suchtmittel. Die finanzielle Situation der beiden verbessert sich durch Nombekos Einkommen also nicht. Fünf Jahre später stellt sie ihrer Mutter ein Ultimatum: Sie soll entweder aufhören, das Geld zu verschwenden oder sich eine andere Lösung überlegen. Gesagt, getan: Kurz danach stirbt die Mutter, und Nombeko muss ihr Geld mit niemandem mehr teilen. Doch das Kind ist keine typische Zehnjährige, sondern fällt schon früh durch sein Rechentalent und seine Cleverness auf. So schafft Nombeko es auch, einen Mann, der ihr an die Wäsche will, nicht nur davon abzuhalten, sondern ihn mit einer Drohung dazu zu bringen, ihr Lesen beizubringen. Die Phase, in der Nombeko Analphabetin ist, nimmt also in der Handlung nur einen sehr kleinen Teil ein. Als der Mann unerwartet zu Tode kommt, wird sie auf einen Schlag wohlhabend: Ihr war schon lange das verdächtige Funkeln im Mund ihres Lesementors aufgefallen, und bei näherem Hinsehen entpuppen sich die Zahnfüllungen des Toten als Diamanten. Getreu dem Motto "Wo etwas ist, da ist auch noch mehr", findet sie im Haus des Mannes unter dem Linoleumbelag des Fußbodens eine noch größere Menge Diamanten, die sie sich in ihre einzige Jacke einnäht. 

Die eigene Sichtweise eines Apartheidregimes

 

Nombeko kann sich nicht lange über ihren Fund freuen: Der stockbesoffene Ingenieur  Engelbrecht van der Westhuizen überfährt sie mit seinem Auto auf dem Gehweg. Eigentlich sollte die Schuldfrage klar sein, doch die Apartheid hatte ihre eigenen Gesetze: Schwer verletzt wird sie vor Gericht gestellt und mit einer abstrusen Begründung dazu verurteilt, das gegen sie verhängte Bußgeld innerhalb von sieben Jahren bei Westhuizen als Putzfrau abzuarbeiten. Ihre Diamanten verschweigt sie wohlweislich. Ihr Plan, bei der erstbesten Gelegenheit zu fliehen, erledigt sich kurz nach der Verurteilung: Westhuizen ist der für das geheime südafrikanische Atomwaffenprogramm verantwortliche Ingenieur und lebt und arbeitet in Pelindaba - einem hermetisch abgeschotteten Forschungsgelände, das von Wärtern und Wachhunden kontrolliert und mit Starkstromzäunen gesichert wird. Doch der Aufenthalt hat eine positive Seite: Nombeko hat Zugang zur dortigen Bibliothek und erwirbt sich im Laufe der Jahre so viel Wissen, dass sie für den völlig unfähigen Ingenieur zu einer unentbehrlichen Stütze wird. Immer wieder gelingt es ihr, Westhuizens Unkenntnis zu vertuschen und so seinen Kopf zu retten - und ihren eigenen gleich mit, weil sie als Geheimnisträgerin keine Stunde mehr zu leben hätte, wenn die Dummheit ihres Chefs aufflöge. Selbstverständlich weiß er das nicht zu würdigen, weil er in seinem rassistischen Schwarz-Weiß-Denkmuster verhaftet ist.

Der Wahnwitz hat Methode

 

Ohne zu viel verraten zu müssen kann gesagt werden, dass Nombeko zwar mehr als sieben Jahre in Pelindaba bleibt, aber es ihr gelingt, mithilfe von zwei israelischen Geheimagenten zu fliehen. Israel ist zwischenzeitlich Südafrikas Atombomben-Kooperationspartner geworden. Doch bei der Bombenproduktion unterläuft Westhuizen ein nicht mehr zu tilgender Fehler: Statt der von der Regierung geforderten sechs hat er versehentlich sieben Atombomben bauen lassen. Doch da ändert sich die Situation: Der ANC bekommt politischen Aufwind, und der weiße Präsident Botha will auf keinen Fall, dass bei einem eventuellen Machtwechsel der neuen schwarzen Regierung Atomwaffen in die Hände fallen. Also ordnet er die Zerstörung der sechs Exemplare an, deren Existenz bekannt ist und verpackt dies als Selbstmarketing-Aktion. Doch nun hat Ingenieur Westhuizen ein Problem: Wohin mit der siebten Bombe?

Hier kommt wieder Nombeko ins Spiel. Sie will nach Schweden fliehen, und bittet die drei Chinesinnen in der Poststelle von Pelindaba, mit denen sie befreundet ist, um einen Gefallen: Sie sollen ein Paket mit zehn Kilogramm von Nombekos heißgeliebtem getrockneten Antilopenfleisch an die israelische Botschaft in Stockholm und eine größere Kiste zusammen mit den Diplomatenpoststücken nach Jerusalem senden. Doch so einfach soll es nicht werden, sich der überzähligen Atombombe zu entledigen.

Als politischer Flüchtling kommt Nombeko in ein Flüchtlingslager in der Nähe von Stockholm und lernt dort zufällig den gleichaltrigen Holger Qvist kennen, der dort gerade Bettdecken und Kissen ausliefert. Holger hat einen gleichnamigen Zwillingsbruder, der als der Erstgeborene der beiden gilt und nur deshalb als einziger bei seiner Geburt dem Standesamt gemeldet wurde: Ihr Vater Ingmar war ein glühender Republikaner, der dem staatlichen und vom Königshaus dominierten System zutiefst misstraute und seine Söhne immer abwechselnd zur Schule schickte. Die "gewonnene" Zeit nutzte er, um seinen Nachwuchs in der richtigen Gesinnung zu unterrichten, damit sie nach seinem Tod in seine Fußstapfen treten und das Königshaus weiter bekämpfen können. Die Afrikanerin und der eigentlich nicht existierende Schwede kommen sich näher.

Erinnerung an den alten Wein in neuen Schläuchen

 

So gern ich Jonassons erstes Buch gelesen habe, so wenig habe ich dieses bis zum Schluss durchgehalten. Der Autor hält sich zwar an die Fakten der damaligen Weltpolitik, wobei die meisten Protagonisten ihr Fett abkriegen; die Wendungen werden im Laufe der Handlung jedoch immer abstruser und ähneln in ihrer Struktur so sehr dem "Hundertjährigen", dass ich angefangen habe, mich zu langweilen. Jonasson hat das Prinzip seines durchschlagenden Erstlingserfolgs kurzerhand ein weiteres Mal angewendet - nur der Ausgangspunkt und die Figuren wurden neu "eingekleidet". Das hat mich nicht überzeugt und wird mich eher nicht dazu bringen, Jonassons drittes Buch zu lesen, wenn es denn eines geben sollte.

Die Analphabetin, die rechnen konnte ist bereits im November 2013 erschienen und als Hardcover für 19,99 € erhältlich. Die Kindle- und die epub-Ausgabe kosten je 15,99 €, die Audio-Edition 7,99 €.