Freitag, 30. September 2016

# 69 - Politik, Geschäfte, Macht - Hannover

Was macht die niedersächsische Landeshauptstadt aus?

 

An diesem Buch kam ich nicht vorbei: Ich stamme aus einer Stadt am Nordrand Hannovers und lebe jetzt seit mehr als 20 Jahren in einer Kleinstadt, die an die Südgrenze der Stadt grenzt, die Lutz Hachmeister als Hannover - ein deutsches Machtzentrum bezeichnet. Auf knapp 340 Seiten widmet er sich der Frage, was eigentlich dran ist am sogenannten "Hannover-Mythos": Werden von hier aus tatsächlich im Verborgenen die Strippen gezogen, die letztendlich sogar die Bundespolitik beeinflussen?

Wodurch wird eine Stadt mächtig?

 

Hachmeister spürt den hannöverschen Machtbestrebungen nach und sieht sich dabei die Werdegänge von unterschiedlichen Persönlichkeiten an, die mit Hannover in Verbindung gebracht werden. Das reicht von Rudolf Augstein, der die Wochenzeitschrift DER SPIEGEL in Hannover gegründet hat, über Gerhard Schröder, Sigmar Gabriel, Christian Wulff, den Scorpions und Fury in the Slaughterhouse bis hin zu den Hell's Angels mit dem früheren Chef des Hannover-Chapters Frank Hanebuth.

Hannover leidet darunter, von außen betrachtet als spießig und provinziell angesehen zu werden. Das liest man immer wieder, und das behauptet auch Lutz Hachmeister. Da stellt sich natürlich fast automatisch die Frage: Kann eine Stadt, die angeblich als ein Hort des Mittelmaßes und  als Musterbeispiel der Unauffälligkeit verschrieen ist, in der Lage sein, nicht nur die Geschicke Niedersachsens, sondern sogar Deutschlands zu beeinflussen?

Hachmeister fackelt nicht lange und kommt nach einem kurzen historischen Rückblick auf das Geschlecht der Welfen und die Verbindungen zum englischen Königshaus dann auch flott in der jüngeren Geschichte der Stadt an der Leine an: Mit der fatalen Alkoholfahrt der früheren Bischöfin Margot Käßmann, dem Leben von Paul von Hindenburg als Ruheständler in Hannover, Theodor Lessing, Kurt Schumacher mit seinem "Büro  Dr. Schumacher", das als "Gründungszelle der westdeutschen Sozialdemokratie" nach dem 2. Weltkrieg gilt und einem "Rundumschlag", in dem sich markante Orte in Hannover und längst verstorbene Prominente, die hier beeerdigt wurden, wiederfinden, zeichnet er ein erstes Bild der Landeshauptstadt. In dieser Reihenfolge.

Vieles ist bekannt, nur wenige Fakten sind neu

 

Wenn es um Hannover und Niedersachsen geht, darf der ehemalige Ministerpräsident Ernst Albrecht nicht fehlen. Der Vater der heutigen Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat das Land 14 Jahre lang regiert. Sein Name wird sowohl mit positiven Ereignissen wie der Aufnahme von 1.000 vietnamesischen Flüchtlingen als erstes Bundesland wie auch mit mindestens seltsamen Vorgängen in Verbindung gebracht: Die Entscheidung, den Salzstock Gorleben in unmittelbarer Nähe zur innerdeutschen Grenze zu einem atomaren Zwischenlager zu machen, war aus einem politischen Kalkül heraus getroffen worden und rief auf beiden Seiten der Mauer Proteste hervor. Zu den spektakulären Aktionen der Regierung Albrecht zählte das "Celler Loch": Mittels eines fingierten Anschlags wurde ein Loch in die Mauer des Hochsicherheitsgefängnisses Celle gesprengt, um V-Leute in die Rote Armee Fraktion (RAF) einzuschleusen. Die Hintergründe dieser 1978 durchgeführten Aktion wurden erst 1986 durch einen Artikel in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung aufgedeckt. Der Verfasser bekam dafür den Wächterpreis der deutschen Tagespresse.

Selbstverständlich kommt auch der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident und Ex-Kanzler Gerhard Schröder nicht zu kurz. Seinem Leben hat Hachmeister bis zum Jahr 2015 hinterhergeforscht, sodass auch die Trennung von seiner vierten Ehefrau Doris Schröder-Köpf nicht unerwähnt bleibt. Auch die Promi-Szene um Schröder wird näher ausgeleuchtet: Da ist der mit Finanzgeschäften sein Geld verdienende Carsten Maschmeyer, der in Hannover bekannte Rechtsanwalt Götz von Fromberg, mit dem Schröder lange Zeit eine Anwaltssozietät betrieb, Dirk Roßmann, Klaus Meine von den Scorpions oder der frühere TUI-Chef Michael Frenzel. Das Schlagwort "Frogs" wird im Buch immer wieder genannt: "Friends of Gerhard Schröder". Diese Wortschöpfung ist mir innerhalb Hannovers noch nicht begegnet, scheint aber in der Presse herumgereicht zu werden.

Christian Wulff wird ebenfalls viel Raum gewidmet. Sein Aufstieg vom Ministerpräsidenten zum Bundespräsidenten und sein freier Fall nach dem Rücktritt von diesem Amt wird noch einmal in allen Einzelheiten in Erinnerung gerufen.

Hannover als früheres Nazi-Nest?

 

Lutz Hachmeisters Recherchen haben ergeben, dass sich zahlreiche frühere NS-Größen nach dem Krieg in Hannover getummelt und rasch neue Positionen gefunden hatten. Der Hauptgrund war in vielen Fällen, dass diese Leute über Kompetenzen verfügten, die damals gebraucht wurden. So handhabte es beispielsweise auch der Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht, der sein Amt in Hannover von 1948 bis 1975 inne hatte. Er hatte die damals als fortschrittlich geltende Vision einer autogerechten Stadt, die er mithilfe von Konstanty Gutschow, einem Architekten mit einem Faible für Monumentalbauwerke, der als treues NSDAP-Mitglied mit dem Ausbau der Stadt Hamburg zur "Führerstadt" betraut gewesen war, umsetzen wollte.
Auch der SPIEGEL-Gründer Rudolf Augstein kommt bei Hachmeister nicht besonders gut weg. Er stellt dar, dass der Journalist 1949 eine ganze Reihe seiner Mitarbeiter aus der Reichskriminalpolizei und dem Sicherheitsdienst des Reichsführers SS (SD) rekrutiert hatte. Sie waren unter Augstein die Autoren wilder Artikel rund um den NS-Untergrund und jüdische "Displaced Persons", die durchgängig als Denunzianten, Hehler und Schmuggler dargestellt wurden.

Wie war's?

 

Für Leser, die sich mit der Stadt Hannover bislang noch nicht beschäftigt haben, ist Hannover - ein deutsches Machtzentrum ein guter Einstieg. Einheimischen dürften die meisten Dinge im Großen und Ganzen bekannt sein. Etwas ermüdend finde ich die bei manchen Personen akribische Schilderung ihres Lebenslaufs. Wo ist der Zusammenhang zum Buchtitel und dem Auf und Ab von Gerhard Schröders Ehen? Welchen Erkenntnisgewinn hat hier die Beschreibung der hannöverschen Bands Scorpions und Fury in the Slaughterhouse? Der Autor hat offensichtlich einen anderen Musikgeschmack, denn er hat für beide nur Spott übrig. Angesichts von in beiden Fällen jahrzehntelangen Karrieren ist das etwas unangemessen.
Trotz aller Akribie bei der Zusammenstellung von Lebensläufen kommt es jedoch hin und wieder vor, dass es Hachmeister dann doch nicht so genau nimmt. So wird z. B. Gerhard Schröder der Erwerb des akademischen Grades des Diplom-Juristen im Jahr 1974 zugesprochen, den es in den alten Bundesländern allerdings erst seit 2001 gibt. 
Hannover - ein deutsches Machtzentrum hätte ein spannenderes Buch werden können, wenn sich sein Autor an den selbstgewählten Titel gehalten hätte. Hier entstand aber immer wieder der Eindruck, dass zahlreiche Informationen nur deshalb gegeben wurden, um das Manuskript auf Buchstärke anschwellen zu lasen. Oder interessiert es ernsthaft jemanden, dass Gerhard Schröders Treffen mit Thomas Middelhoff (Ex-Bertelsmann- und Ex-Arcandor-Chef), Rolf-E. Breuer (Ex-Vorstandssprecher und ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank) und Erich Schumann (damals Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe) im jetzt geschlossenen Restaurant "Gaststätte Fritz Wichmann" 2002 im Stadtteil Döhren stattgefunden hat? Dass trotz dieser übertriebenen und überflüssigen Genauigkeit der angegebene Straßenname falsch ist, kann man fast überlesen.
Andere Machtmenschen werden im Buch schlicht ignoriert: Utz Claassen, ehemaliger Chef von EnBW und Solar Millennium, ist gebürtiger Hannoveraner, hat dort studiert und war Kurzzeit-Präsident des Fußballclubs Hannover 96. Auch der Einfluss des Keksfabrikanten Werner Michael Bahlsen sollte nicht unterschätzt werden: Der erfolgreiche Unternehmer ist seit 2015 Vorsitzender des Wirtschaftsrates der CDU e. V. und beeinflusst so die Wirtschaftspolitik der CDU.
Zu einem wirklich guten Sachbuch hätte letztendlich mehr Objektivität und ein Fokus auf die wesentlichen Informationen gehört. Diesen Anspruch kann Hannover - ein deutsches Machtzentrum leider nicht erfüllen. 

Ich bedanke mich beim Bloggerportal, das mir das Buch zur Verfügung gestellt hat. Es ist bei der Deutsche Verlags-Anstalt erschienen und kostet als gebundene Ausgabe 19,99 Euro sowie als Kindle- oder epub-Edition 15,99 Euro. 
  

Freitag, 23. September 2016

# 68 - Mehr Gefühlskälte geht nicht

Der Blick auf die Schönen und Reichen

 

Die Informanten ist mein erstes Buch, das ich von Bret Easton Ellis gelesen habe. Es ist in der Originalausgabe 1994 nach Ellis' damals umstrittenen Buch American Psycho veröffentlicht worden.

Waren das die 1980-er Jahre in L. A.?

 

Ellis schildert das Leben der jungen Reichen in Los Angeles vor 30 Jahren. Sollte auch nur etwas an dieser Schilderung dran sein, hätte man den normalen Bürgern nur empfehlen können: Haut ab, so schnell ihr könnt.
In 13 Kapiteln, die alle aus der Perspektive von Ich-Erzählern geschrieben wurden, geht es um die gähnende Leere im Leben von vom Wohlstand übersättigten Menschen, denen es nicht mehr reicht, einfach nur mit ihren teuren Sportwagen durch die Straßen von Malibu und Bel Air zu kreuzen, ihr Geld mit vollen Händen in überteuerten Läden und Restaurants auszugeben oder sich mit Drogen zuzudröhnen.
Jeder von ihnen ist auf der Suche nach einem neuen Kick, der einen kurzzeitigen Höhepunkt im Tagesablauf schafft. Beziehungen sind derart oberflächlich, dass der Tod eines Menschen, den man gestern noch als seinen besten Freund bezeichnet hat, heute lediglich als Faktum registriert, aber keine Sekunde betrauert wird. Ist ein Mensch weg, kommt vor irgendwoher ein neuer, mit dem man Spaß haben kann.

Wie heißt die Steigerung von Verrohung?

 

Da wird Sex mit Minderjährigen mit Vampirismus kombiniert oder ein Zehnjähriger von der Straße entführt, weil er an einen Vampir weitergegeben werden soll. Doch dann erscheint es spannender und lukrativer, die Eltern des Kindes mit ihm zu erpressen. Doch auch das klappt nicht, weil die Hirne der drei an dem Kidnapping Beteiligten wegen des Nebels aus Drogen und Alkohol in ihnen keinen klaren Gedanken fassen können. Der Junge wird tagelang geknebelt und gefesselt in der Badewanne festgehalten, von einem der Entführer gequält und vom anderen schließlich brutal "entsorgt".

Diese Szene,die sich im elften Kapitel abspielt, hätte mich das Buch fast abbrechen lassen. Nur wer Spaß am Sadismus hat, kann dieser Schilderung noch etwas abgewinnen.     
Die Informanten ist nichts für Zartbesaitete. Der Leser wird zu einem Zuschauer von absurden, selbst- und fremdzerstörerischen und morallosen Szenen. Ich habe keine Ahnung, ob es im L. A. der 1980-er Jahre tatsächlich so zuging, aber ich habe das Buch mit einer Mischung aus Schauder und Erleichterung, dass es nun geschafft ist, nach dem letzten Kapitel zugeklappt.

Die Informanten in der mir vorliegenden Ausgabe ist 2010 als 13. Band in der Reihe Süddeutsche Zeitung Bibliothek: Metropolen: Los Angeles erschienen.

Samstag, 17. September 2016

# 67 - Allende und die Jugend

Eine Premiere für diesen Blog: das erste Jugendbuch

 

Das heutige Buch ist mir zufällig in die Hände gefallen. Obwohl ich schon einige Titel von Isabel Allende gelesen habe (siehe auch die Rezension zu Paula), ist mir völlig entgangen, dass sie auch Jugendbücher geschrieben hat. Im Bann der Masken ist der letzte Teil einer Trilogie*), die sich um die Reisejournalistin Kate Cold, ihren Enkel Alexander und die Brasilianerin Nadia, die derzeit bei Kate lebt, dreht.

Eine Fotosafari wird zum Kampf auf Leben und Tod

 

Kate wird zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt darum gebeten, eine Reportage über Kenia zu schreiben: Sie ist gerade mit Alex und Nadia in Asien unterwegs, als sie den Auftrag des International Geographic erhält, sich sofort auf den Weg nach Kenia zu machen. Da Kate darauf besteht, die beiden jungen Leute mitzunehmen, willigt die Zeitschrift schließlich ein. Die Drei reisen gemeinsam mit zwei Fotografen nach Nairobi und werden von dort aus zu einem Safari-Camp gebracht. Sie verleben zunächst eine spannende Zeit sowohl mit Tierbeobachtungen als auch auf einem afrikanischen Markt und erleben seltsame Begebenheiten. Die bis dahin noch friedliche Stimmung ändert sich allerdings, als ihnen Bruder Fernando über den Weg läuft. Er ist auf der Suche nach zwei vermissten Ordensbrüdern, die in dem Dorf Ngoubé im äquatorialafrikanischen Dschungel eine Mission aufbauen wollten und schon seit einiger Zeit kein Lebenszeichen mehr abgegeben haben. Aus ihren Berichten weiß er, dass sie sich mit dem selbsternannten König Kosongo und dessen Kommandanten Mbembelé herumschlagen müssen, die nicht nur die beiden Geistlichen, sondern insbesondere das Bantu-Dorf und einen Pygmäen-Stamm unterdrücken und ausbeuten. Die beiden Despoten erhalten Unterstützung durch den machtvollen Zauberer Sombe, der in unregelmäßigen Abständen im Dorf auftaucht und die Menschen zur Räson bringt. 
Zusammen mit der beherzten Pilotin Angie Ninderera startet die Gruppe zu einer riskanten Mission.

Etwas Anderes als das Gewohnte

 

Isabel Allende schickt ihr abenteuerlustiges Trio nicht ohne hilfreiche Fähigkeiten auf diese gefährliche Mission. Alex und Nadia verfügen nicht nur über schützende Amulette, sondern können sich bei Bedarf auch in ihre Totems verwandeln oder Freunde aus dem Totenreich herbeirufen. Nadia besitzt außerdem die Gabe, sich mit den meisten Tieren verständigen zu können, was bei dieser Mission sehr hilfreich werden soll.
Im Bann der Masken ist ein gut geschriebenes Buch, das jedoch an manchen Stellen ein bisschen schwächelt: Nicht alle Charaktere sind gut ausgearbeitet, und an manchen Stellen werden Handlung und Personen zu sehr nach dem Schwarz-Weiß-Schema aufgeteilt. Es ist dennoch lesenswert, nicht nur für Jugendliche.
Die mir vorliegende Ausgabe ist bereits 2004 im Suhrkamp Verlag erschienen und kostete 22,90 €. 

*): Band 1: Die Stadt der wilden Götter; Band 2: Im Reich des goldenen Drachen. Alle drei Bücher sind derzeit ebenfalls im Suhrkamp Verlag als Sammelband für 12 € erhältlich.

Freitag, 9. September 2016

Schönes Wochenende

Liebe Leser meiner Bücherkiste,

aus privaten Gründen kann ich euch heute leider kein neues Buch vorstellen und muss euch deswegen auf die nächste Woche vertrösten. Ich hoffe, ihr schaut dann wieder hier vorbei.

Die allermeisten Bücher, über die ich bisher geschrieben habe, seht ihr mit einem Klick auf den Reiter Cover-Parade. 

Bis nächste Woche

Ina

Freitag, 2. September 2016

# 66 - Ein Muss für alle Mallorca-Fans

Ein Buch voller Erinnerungen

 

Der Fotograf Josep Planas I Montanya ist vor 70 Jahren im Rahmen seines Wehrdienstes nach Mallorca gekommen und war so beeindruckt, dass er der Insel seitdem treu blieb. Er verließ die Provinz Barcelona und lebte auf Mallorca bis zu seinem Tod im Alter von 91 Jahren im Januar 2016. In diesem Jahr ist der Bildband Mallorca clásica erschienen, der nicht nur einen Querschnitt durch die Arbeit des spanischen Fotografen zeigt, sondern einen Blick zurück auf die Anfänge des mallorquinischen Tourismus wirft. Jedem, der sich für Mallorca interessiert, wird dieses Buch gefallen. Es ist in die Regionen der Insel unterteilt und gibt auch touristische Tipps für Reisende, die sich zum ersten Mal dort aufhalten. Jedes Foto wird dreisprachig (Deutsch, Englisch, Spanisch) erläutert.

Wer war Josep Planas I Montanya?


Sein Leben war von der Leidenschaft der Fotografie geprägt, und so eröffnete er 1947 in Palma de Mallorca sein Fotogeschäft. Er war der erste Straßenfotograf auf der größten Insel der Balearen und hat mit seinen zahlreichen Bildern anschaulich dokumentiert, wie sich seine Wahlheimat von einer ruhigen und beschaulichen Insel zu einem der beliebtesten Ferienziele entwickelte. Josep Planas I Montanya hatte schon bald seine Fotos als Postkarten verkauft. Das entwickelte sich so gut, dass er sein Geschäft nach und nach ausbauen konnte. Während er zunächst dadurch auffiel, dass er auf den Straßen Mallorcas mit einem umgebauten VW-Bully herumfuhr, auf dessen Dach sich eine Kamera befand, genügte ihm das irgendwann nicht mehr: Er kaufte sich einen Hubschrauber und machte beeindruckende Luftaufnahmen, die sowohl Einheimische als auch Urlauber begeisterten. Damit hielt er für rund 50 Jahre eine Monopolstellung: Erst das deutsche ZDF machte mithilfe eines unbemannten Zeppelins 2013 eigene Aufnahmen. 



Seine Firma Casa Planas war jedoch nicht nur wegen der Landschaftsaufnahmen bekannt, sondern auch wegen der Nähe des Fotografen zu den Prominenten, die auf Mallorca wohnten oder sich dort erholten: Er war mit dem Maler Joan Miró befreundet und lichtete nicht nur den Diktator General Franco, sondern auch Hollywoodschauspieler wie Errol Flynn oder Joan Fontaine ab.


Jedes der in Mallorca clásica gezeigten Fotos ist wie ein Blick in eine andere Welt: Da sind z. B. das erste Hotel an der Playa de Palma, das bis heute betriebene RIU Hotel San Francisco auf einem Foto von 1958 oder der neu erbaute Flughafen Son Sant Joan im Jahr 1966 zu sehen - sehr klein und zum Teil noch mit einer Wellblechbedachung.



Wer kann sich daran noch erinnern?

Puerto Soller 1960

Palma 1965

Es Trenc 1960-er Jahre

Mallorca clásica ist eine Zeitreise für Mallorca-Fans. Das Buch ist im Heel-Verlag erschienen und kostet 35,-- Euro. Ich bedanke mich beim Verlag für die Erlaubnis, diese Fotos hier zeigen zu dürfen.