Freitag, 12. August 2016

# 63 - Urlaubsort wird zur Mordkulisse

Am Bodensee geht es krimineller zu, als man denkt

 

Christiane Kördel hat mit ihrem Erstlingswerk Seezeichen 13 ein lockeres und unterhaltsames Buch geschrieben, in dem die junge Ines Fox als unfreiwillige Ermittlerin im Mittelpunkt steht. Ines ist Chefin von Foxinet, einer kleinen Firma in Konstanz, die sich auf Webdesign spezialisiert hat. Von ihrer Mutter, einer Lokalredakteurin, hat sie deren unstillbare Neugier geerbt. Diese Eigenschaft soll sie noch in Bedrängnis bringen.

High Heels sind der Auftakt zu einem Kriminalfall 

 

Ines dreht eine Joggingrunde am Bodensee, als sie auf einer Stufe am Ufer ein Paar ordentlich abgestellte High Heels stehen sieht. Die Schuhe sehen teuer aus, aber Ines' Aufmerksamkeit ist geweckt, als sie auf dem Innenfutter des einen Exemplars einen Blutfleck bemerkt. Mangels besserer Ideen hinterlässt Ines in einem der Schuhe ihre Visitenkarte mit der Bitte, sie anzurufen. Schon kurz danach erhält sie den Anruf einer Frau mit einem russischen Akzent, die sich als die Eigentümerin des Schuhpaars ausgibt, es aber offensichtlich nicht kennt. Auch die Herkunft ihrer Telefonnummer macht Ines nachdenklich: Es handelt sich um einen Firmenanschluss in Zürich, der einem international tätigen Consultingunternehmen gehört.

Kurz darauf wird in das Konstanzer Casino eingebrochen. Doch Beute haben die Täter nicht gemacht: Die Kasse war leer. Aber auf dem Baugerüst, das wegen Renovierungsarbeiten am Gebäude aufgebaut ist, finden sich Blutspuren. 

Zeitgleich zieht in die obere Etage des Mietshauses, in dem Ines wohnt, Yata Krüger ein. Sie ist offensichtlich gut situiert und erzählt, in der Sicherheitsbranche tätig zu sein. Als Ines neugierig im Internet nachforscht entdeckt sie, dass das Unternehmen, für das Yata arbeitet, kürzlich mit derjenigen Firma fusioniert ist, bei der die angeblich High Heels tragende Russin tätig ist.

 

 Ein Kollege verschwindet

 

Kurz darauf wird eine im See treibende männliche Leiche gefunden, ganz in der Nähe von Seezeichen 13 am Jakobsteg. Gibt es eine Verbindung zwischen dem Toten und den Funden im Lorettowald? Dort untersucht die Polizei einen blutbeschmierten Dolch und Damenschuhe. Da Ines einen der Polizeibeamten vor Ort persönlich kennt, erfährt sie über ihn mehr, als sie eigentlich sollte. Dass ihr das nicht genügt, liegt auf der Hand. Sie versteckt sich im Wald und beobachtet heimlich die Arbeit der Ermittler. Schon nach wenigen Minuten wird sie jedoch entdeckt und muss sich für ihre Anwesenheit rechtfertigen. Ihr wird erst später bewusst, dass sowohl ihre unerlaubten Beobachtungen im Lorettowald als auch ihre Anwesenheit während der Spurenaufnahme im Casino sie für die Polizei in einem ungünstigen Licht erscheinen lassen. Das wird nicht besser, als sich die Identität des Toten im Bodensee herausstellt: Es handelt sich um ihren Mitarbeiter Bernd Gregor. 
Aber das soll nicht der einzige Tiefschlag für Ines bleiben: Es stellt sich heraus, dass über ihren Firmenrouter jede Nacht auf das Netzwerk eines Unternehmens zugegriffen wurde, für das Foxinet arbeitet. Ines gerät jetzt nicht nur in das Visier der Ermittlungsbeamten, sondern wird auch von einem dubiosen Geschäftsmann verfolgt und bedroht, den sie für Bernds Mörder hält. Doch sie ist nicht allein, sondern erhält Beistand von ihrem Ex-Freund, einem BKA-Beamten, und ihrem neuen Freund, einem Pathologen. Das ist auch bitter nötig, denn ihr größter Widersacher ist ein wohlhabender Psychopath, der sich mit allen nötigen Mitteln nimmt, was er haben will.

Schönes Debüt einer Selfpublisherin

 

Christiane Kördel hat mit Seezeichen 13 ein Buch herausgebracht, das ich wie Vor dem Erben kommt das Sterben zu den Cosy-Krimis zähle. Der kriminalistische Inhalt ist in eine unterhaltsame Geschichte eingebunden, in der auch das Gefühlschaos der Protagonistin eine Rolle spielt. Die Autorin ist gebürtige Konstanzerin und ihrer Heimat bis heute treu geblieben. Das merkt man auch ihrem Krimi an, der jede Menge Lokalkolorit enthält. 

Christiane Kördel bedient sich eines schreibtechnischen Kniffs, um zu erklären, warum Ines immer wieder von Dingen weiß, von denen sie eigentlich keine Ahnung haben kann: dem Echttraum. Sie ist dann ungewollt und ohne einen Einfluss darauf zu haben unsichtbar über einer Szenerie und kann sehen und hören, was die Personen unter ihr gerade tun. Ich bin noch unentschlossen, ob ich das clever und ungewöhnlich oder hanebüchen finden soll. Kreativ ist es auf jeden Fall.

Seezeichen 13 wurde wie oben beschrieben im Selbstverlag herausgegeben und kostet als Taschenbuch 13,99 € (Books on Demand, ISBN-10: 3739247045)  und als Kindle- oder epub-Ausgabe 2,99 €.