Mittwoch, 8. März 2017

Im Februar: Boston, Balkan, Deutschland

Balkankrieg, Schriftsteller im Exil, Fluchthilfe für DDR-Bürger und grausame Morde in Boston


Die Überschrift legt es schon nahe: Im Februar ging es, zumindest was die Inhalte der vorgestellten Bücher betrifft, sehr unruhig zu.


Wie der Soldat das Grammofon repariert war vor etwas mehr als zehn Jahren der Debutroman des bosnischen Schriftstellers Saša Stanišic. Es geht um die Perspektive des 14-jährigen Aleksandar auf den Ausbruch und die Folgen des Balkankriegs, wobei der Leser in der Hauptfigur schnell den Autor selbst wiedererkennt. Die Familie flieht bis nach Deutschland, aber ein Heimatgefühl will sich nicht einstellen. Das Buch war 2006 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises, konnte mich aber wegen seiner Abschweifungen und des teils ermüdenden Schreibstils nicht fesseln.
Der Autor ist hier während einer Lesung in einer Buchhandlung zu sehen:













Das Buch konnte mich nicht überzeugen und erhält


(von 5)




Ein sehr interessantes Buch ist Maik Grote mit Schriftsteller im Exil – 1933-1935 gelungen. Viele der Großen aus der damaligen deutschen Schriftstellerszene sahen sich gezwungen, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ins Ausland zu emigrieren: weil sie Juden waren, eine nicht systemkonforme politische Anschauung hatten oder homosexuell gewesen sind. Sie verloren nicht nur ihre Heimat, sondern in den meisten Fällen auch ihren Besitz und viele Kontakte. Es gab auch Versuche, die Arbeiten der Exil-Schriftsteller zu bündeln und ihnen eine Stimme zu geben. Ob dies gelang, ist eines der Themen in diesem sehr genau recherchierten Buch.
Über Maik Grote konnte ich leider nichts in Erfahrung bringen, was über sein Buch hinausginge.
Grote hat mit seinem Erstlingswerk Geschichte greifbar gemacht und sich sehr um die Darstellung von Einzelheiten bemüht, die allgemein eher unbekannt sind. 







 
In Der Wels – Freiheit oder Diktatur von Hans-Gerd Pyka geht es um den Fluchthelfer Max Weidendorf, der DDR-Bürgern bei ihrer Flucht in den Westen hilft. Was 1966 in einer locker-gelösten Stimmung beginnt, wird im Laufe der Jahre zu einer ernsten und gefährlichen Angelegenheit. Und zu einer sehr lukrativen Einnahmequelle. Die Figur des Max Weidendorf steht in großen Teilen für Kay Mierendorff, einen Fluchthelfer, der in den 1960-er bis 1980-er Jahren über 1.000 DDR-Bürger über die deutsch-deutsche Grenze geschmuggelt hat.
Die Bundesstiftung Aufarbeitung hat unter der Adresse Zeitzeugen zahlreiche weiterführende Links und Inhalte zum Thema Flucht und Fluchthilfe in der DDR zusammengestellt. Ein sehr interessantes und gut geschriebenes Buch.





 

Am Ende des Monats wurde es richtig blutig: In Der Meister, dem zweiten Band aus der Serie um die Bostoner Polizistin Jane Rizzoli und der Rechtsmedizinerin Maura Isles, schildert die bekannte Krimiautorin Tess Gerritsen eine Mordserie, die eine frappierende Ähnlichkeit mit der hat, wegen der sie ein Jahr zuvor ermittelte – und dabei fast selbst zum Opfer geworden wäre. Spannend erzählt mit etlichen schaurigen Momenten.




Informationen von Tess Gerritsen über die beiden Hauptfiguren bietet dieses Video: 














An manchen Stellen war es mir zu bluttriefend, darum


  

Ich hoffe, es war für euch etwas dabei und freue mich, wenn ihr auch im März wieder hier vorbeischaut.