Dienstag, 9. Mai 2017

Der doppelte Rückblick: Vielfalt im März und April

Kochen, essen, töten, der Blick auf die Frauen und die Eigenheiten der Wirtschaft

 

In den letzten beiden Monaten habe ich wieder viele verschiedene Bücher gelesen und vorgestellt, die unterhalten, aber auch neue Einblicke und Sichtweisen ermöglicht haben. Lust auf einen kurzen Rückblick? 

Das waren die Bücher aus dem März

 

Karina Both-Peckham hat mit Peckham's Kochbuch - Band 1: Lieblingssuppen ein tolles Buch herausgebracht, das sich an Menschen richtet, die mit der Variation nur eines Gerichts mehrere Esser zufriedenstellen wollen. Ob Flexitarier, Vegetarier, Veganer,  Paleo- oder Low-Carb-Fans: Mit diesem Buch gelingt es auch Hobbyköchen, allen Geschmäckern gerecht zu werden. Die Autorin betreibt ein Café und Bistro in Erfurt (Peckham's House) und seit mehreren Jahren einen Food-Blog (Iss dich glücklich).

Einen Blick auf die gastronomischen Anfänge von Karina Both-Peckham und ihres Mannes im Jahr 2008 gibt dieses  Video:


 




Beatrix Langner hat in ihrem Buch Die 7 größten Irrtümer über Frauen, die denken auf knapp 240 Seiten ein kulturhistorisches Essay über die (geistige) Unterdrückung der Frauen geschrieben. Ein sehr spannendes, aber auch sehr anspruchsvolles Buch, das in jedem Absatz eine Fülle von Informationen transportiert. Langner verzichtet jedoch darauf, die verbale Keule zu schwingen, sondern analysiert die stetige Benachteiligung vor dem jeweiligen historischen Hintergrund. Klingt trocken, ist es aber nicht. Beatrix Langner ist Literaturkritikerin und Autorin mehrerer Bücher u. a. über Adelbert v. Chamisso oder Jean Paul. Sie trägt neben anderen Autoren Texte zum Chamisso-Forum bei. In der Sendung Mosaik bei WDR 3 hat sie ausführlich über ihr Buch gesprochen und einige zusätzliche Informationen gegeben. Der Sender hat das Interview als Download zur Verfügung gestellt.




Zusammen mit dem Journalisten Göran Schattauer hat der deutschlandweit bekannte Strafrechtsanwalt Steffen Ufer das Buch Nicht schuldig herausgebracht. Aus seiner reichen Erfahrung aus 50 Berufsjahren erzählt Ufer von bekannten und unbekannten Kriminalfällen und macht sehr deutlich, dass Rechtsprechung kein Instrument ist, um an einem Täter Rache zu üben. Auch den häufigen Vorwurf, sogar Menschen zu verteidigen, die eines besonders brutalen Verbrechens angeklagt sind, lässt der Jurist nicht gelten: Er sieht seine Rolle als die eines Wächters, der darauf achtet, dass das geltende Recht angewendet wird. Der SWR-Moderator Wolfgang Heim hat Steffen Ufer im Herbst 2016 interviewt. Das Interview wurde per Download zu Verfügung gestellt. 


Damit ging es im April weiter



Eines der meiner Meinung nach besten Bücher der letzten Zeit ist Geister des US-Autors Nathan Hill. Der College-Professor Samuel Anderson wird gebeten, sich für seine Mutter Faye einzusetzen, die den Präsidentschaftskandidaten Packer attackiert hat. Samuels Problem: Seine Mutter hat die Familie vor Jahrzehnten verlassen, sodass ihr Sohn gar nicht in der Lage ist, etwas Positives über sie zu sagen. Doch die Situation verkompliziert sich immer weiter, je mehr sich Samuel der Vergangenheit seiner Mutter widmet. Irgendwann ist das, was vorher völlig klar und offensichtlich erschien, alles andere als das. Hill greift in der Romanhandlung zahlreiche gesellschaftliche und politische Themen auf, die in ihrer jeweiligen Zeit in allen Medien diskutiert wurden. Von Audible Hörbücher wurde eine Hörprobe veröffentlicht.







Zarah Philips greift in ihrem Roman Lauter Leichen ein uraltes Motiv auf, das Menschen zum Morden bewogen hat, seit es den Tauschhandel gibt: Gier. Das ist auch in diesem Buch nicht anders: In Hamburg wird wegen des Geldes und des gefährdeten guten Rufs seit Generationen gemordet, was das Zeug hält. Der LKA-Beamte Watkowski bringt mit Spürsinn und Verstand Licht in den Beziehungs- und Täterdschungel, gerät dabei aber selbst in die Schusslinie. Sehr flott und unterhaltsam geschrieben, aber hier und da hat sich die Logik von der Handlung verabschiedet. Die farbigen Zeichnungen auf dem Totenschädel, der das Cover ziert, sind übrigens den Motiven entlehnt, die in Mexiko am Tag der Toten (Día de los Muertos am 2. November) auf den Gesichtern der Lebenden oder den dekorativen Zuckerschädeln zu sehen sind, die es dann überall zu kaufen gibt. Euronews hat in einem kurzen Video erklärt, worum es sich bei diesem in Mexiko wichtigen Feiertag handelt: 


Und ehe ich es vergesse: Eine Autoren-Homepage von Zarah Philips gibt es natürlich auch noch.




Und noch ein Kochbuch: Miriam Warnke lebt seit einigen Jahren vegan und kocht gern kreativ. Beides hat sie nun miteinander verknüpft und mit ihrem Kochbuch The Vegan Sister gezeigt, dass vegane Gerichte weder besonders aufwendig noch sehr schwierig nachzukochen sind. Wer die vegane Ernährung selbst einmal ausprobieren möchte, ist mit diesem Buch sehr gut beraten.
Miriam Warnke betreibt auch einen Blog, nach dem das Buch benannt wurde.




Stephen J. Dubner und Steven D. Levitt betreiben seit Jahren einen Wirtschaftsblog. Aus diesem stammen die einzelnen Beiträge für das Buch Wann Sie eine Bank überfallen sollten, die zum Teil bereits 2005 online veröffentlicht wurden. Da dies bereits das dritte Buch der beiden Ökonomie-Experten ist, das Beiträge von eben diesem Blog enthält und sich mit zum Teil etwas abseitigen Überlegungen beschäftigt, wirkt es manchmal, als seien die letzten Reste zusammengekehrt und zu diesem Buch verarbeitet worden. Kann man lesen, muss man aber nicht. Die Autoren betreiben nicht nur ihren Blog, sondern auch einen Video-Kanal bei Youtube. Bei Youtube sich auch die Buchvorstellung durch Steven J.Dubner im Londoner Büro von Google:





Im letzten Buch dieses doppelten Monatsrückblicks wird gut gegessen, aber nicht selbst gekocht. Das überlässt Axel Schwab in Sushi Guide den versierten Köchen in den von ihm empfohlenen Restaurants in vier deutschen Großstädten. Schwab beschränkt sich in seinem Buch auf die Beschreibung von Nigiri-Sushi und geht genau auf die einzelnen hierfür verwendeten Fischarten ein. Der Titel enthält außerdem einen "Restaurant-Knigge" für alle Leser, die in einem japanischen Restaurant nicht ständig ins Fettnäpfchen treten wollen, und ein Wortregister, das sehr dabei hilft, die Sushi-Speisekarte zu verstehen. Ein Buch mit sehr viel Sachverstand, da der Autor fünf Jahre in Tokio gelebt hat.
Axel Schwab gibt auf seiner Homepage Einblick in sein Leben, das zum Teil aus Reisen und Fotokunst besteht.


Das waren die Bücher, die ich euch im März und April vorgesellt hatte. War eins für euch dabei?