Zoë Beck wirft mit ihrem neuesten Buch Paradise City einen Blick in eine Zukunft, in der der optimierte Mensch das höchste Ziel der Regierung ist.
Im Mittelpunkt steht die freie Journalistin Liina, die für eine Nachrichtenagentur arbeitet, die sich der Wahrheit verpflichtet fühlt. Presse- und Meinungsfreiheit sind in dieser Zukunft keine Selbstverständlichkeit mehr, sodass die Mitarbeiter immer vorsichtig sein müssen.
Für Liina gilt das umso mehr, weil sie als Trägerin eines transplantierten Herzens ständig durch eine Gesundheits-App überwacht wird, die ihr sagt, wann es Zeit ist zu schlafen, zu essen, bestimmte Medikamente zu nehmen oder ins Krankenhaus zu kommen. Ihre journalistischen Recherchen führt sie undercover durch und versucht dabei, keine Aufmerksamkeit zu erregen.
Liina kennt nichts anderes als dieses Leben in der modernen Gesellschaft: Die Hauptstadt Deutschlands ist jetzt Frankfurt, das mit den umliegenden Städten zu einer Metropole mit zehn Millionen Einwohnern angeschwollen ist. Berlin ist nur noch ein Ausflugsziel für historisch Interessierte, und der Klimawandel hat dazu geführt, dass die Meeresspiegel angestiegen sind und die Küsten an Nord- und Ostsee überschwemmt wurden. Im sogenannten Hinterland wurde die Natur sich selbst überlassen. Das gilt ebenso für die dort lebenden Menschen, die so etwas wie die Outlaws der durchorganisierten und überwachten Gesellschaft und der Regierung ein Dorn im Auge sind.
Zu reisen gilt als nicht erstrebenswert: Es ist zu teuer und wegen der Visabeschaffung zu aufwendig. Wer fremde Länder kennenlernen will, sieht sich deshalb zu Hause eine Computersimulation an.
Einige Dinge, die Zoë Beck in ihrem Zukunftsentwurf nennt, wirken gar nicht mehr so weit entfernt. Da ist beispielsweise das Smartcase, ohne das der moderne Bürger nicht mehr auskommt: Mit ihm weist man sich aus, bezahlt, verwaltet seine Zugangsberechtigungen und gibt Ärzten und Kliniken den Zugriff auf seine Gesundheitsdaten. Auch Nachrichten werden über das Gerät ausgetauscht. Schon bald soll es Modelle geben, die unter die Haut implantiert werden können.
Liina wird von ihrem Chef Yassin mit einem belanglos erscheinenden Auftrag in die Uckermark, eine Gegend fern der gewohnten Zivilisation, geschickt. Sie soll über einen Todesfall recherchieren: Eine Frau wurde von Schakalen angegriffen und tödlich verletzt. Es ist nicht der erste mysteriöse Todesfall in dieser Gegend.
Während sie dort ist, stürzt Yassin vor einen in den Bahnhof einfahrenden Zug und fällt ins Koma. War es ein Unfall oder hat ihn jemand auf die Gleise gestoßen? Fast zeitgleich wird die hin und wieder für die Agentur arbeitende Kaya tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Hat sie sich tatsächlich umgebracht oder wurde sie ermordet, weil sie zu unbequem gewesen ist? Haben sie und Yassin an einem Projekt gearbeitet, über das sie mit niemandem gesprochen haben?
Je mehr Liina herausfindet, umso deutlicher wird, wie sehr die Gesundheits-App, die Todesfälle in der Uckermark, die Tode von Yassin und Kaya und nicht zuletzt Liinas Erkrankung zusammenhängen. Und dann ist da auch noch Liinas frühere Freundin Simona, die für die Entstehung der Gesundheits-App verantwortlich ist und offenbar mit einem Programmierungsfehler hadert: Die App funktioniert auf der Annahme, dass die Nutzer gesund und produktiv sind und hat mit der Zeit gelernt, dass weniger gesunde Menschen entsorgt werden müssen. Liina weiß immer weniger, wem sie noch trauen kann und befindet sich am Ende in einer lebensgefährlichen Situation.
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