Ein Schriftsteller erhält eine Einladung zu einer Karibikkreuzfahrt: Für zwei Wochen mit Vollverpflegung, Außenkabine und gern auch mit einer Begleitperson möchte die Arkadia-Line ihn als Teil des abendlichen Unterhaltungsprogramms buchen. Zur besten Zeit soll er aus seinen Büchern lesen.
Was sich zunächst so verlockend liest, hat hier und da seine Haken. Der Schriftsteller nimmt sich die Zeit, um seiner Ansprechpartnerin Frau Faber-Eschenbach eine Antwort-Mail zu schreiben. Die gerät so lang, dass das Buch Betreff: Einladung zu einer Kreuzfahrt von Bodo Kirchhoff im E-Book-Format fast 170 Seiten einnimmt. Ich schiebe meine sich hier aufdrängende Frage, ob Frau Faber-Eschenbach den Brief bis zum letzten Punkt gelesen hat, einfach mal zur Seite.
Die Kreuzfahrt soll auf einem Schiff der mittlerweile üblichen Größe stattfinden: Fünftausend Passagiere plus zweitausend Mitarbeiter. Der Autor sieht gleich zu Beginn seiner E-Mail Probleme heraufziehen: Würden sich genug Gäste für ihn und seine Bücher interessieren? Würde er die vorzulesenden Texte selbst aussuchen können? Käme sein Gesicht auf den Plakaten zwischen den Fotos der anderen engagierten Künstler ausreichend positiv zur Geltung?
Mit Eitelkeiten beginnt dieses Buch, mit irrlichternden Gedankengängen macht es weiter: Will er zwei Wochen damit verbringen, Menschen beim Verstreichen der Zeit zuzusehen? Der Tagesablauf der Kreuzfahrttouristen wird banalisiert als eine Abfolge von Besuchen an überladenen Buffets, dem In-der-Sonne-Liegen auf dem Sonnendeck und den Überlegungen der Gäste in der Kabine, welche Berufe die Menschen haben mögen, die die Kabinen neben, über und unter der eigenen Unterkunft bewohnen.
Zwanzig Buchseiten weiter springen seine Überlegungen vom Kreuzfahrtschiff zum mit Flüchtlingen überladenen Schlauchboot, das eventuell am Horizont auftauchen könnte. Wie würde die Besatzung reagieren? Von diesem Gedanken geht der Schriftsteller nahtlos zu einer Fernsehsendung über, deren Gast er kurz zuvor gewesen war. Die Moderatorin wird als Schmollmündchen bezeichnet, während sich der Autor über "das Sexuelle" und dessen Einfluss auf Sprache auslässt.
Es bleibt unklar, ob sich Bodo Kirchhoff mit der Figur des Schriftstellers selbst gemeint hat, spielt aber auch keine große Rolle mehr.
Nach zehn weiteren Seiten habe ich das Buch auf Seite 60 beendet. Der Inhalt troff vor Arroganz und Selbstgefälligkeit, der Text kam mit nur wenigen Absätzen aus und bestand fast nur aus Bandwurmsätzen.
Betreff: Einladung zu einer Kreuzfahrt ist 2017 bei der Frankfurter Verlagsanstalt erschienen und kostet als gebundenes Buch 18 Euro sowie als E-Book 9,99 Euro.
Schade, Bodo Kirchhoff mag ich ganz gerne, aber Arroganz und Überheblichkeit lasse ich in der Regel auch nicht durchgehen.
AntwortenLöschenLG, Mira
Ich breche selten ein Buch ab, aber hier war meine Geduld am Ende. Finde ich auch schade.
LöschenLG
Ina