Ganz bewusst springt sie dabei in der Weltgeschichte vor und zurück und nimmt auch auf die ethisch-moralische Bewertung des Lebens von so mancher Frau keine Rücksicht. Was die beschriebenen Frauen gemeinsamen haben, ist der unbedingte Wille, ihr Ziel zu erreichen, auch wenn dafür große Opfer gebracht werden müssen.
Carina Heer widmet jeder Einzelnen zwischen zwei und fünf Buchseiten und streicht heraus, was sie ausgemacht hat. Da geht es dann z. B. um die Zarin Katharina II. ("Die Große"), die keine Skrupel kannte, wenn sie Macht er- und behalten wollte.
Es geht auch um Adele Spitzeder, die 1869 eine Privatbank gründete, die nur den Zweck hatte, ein Schneeballsystem am Leben zu halten. Sie nutzte die Gier ihrer Kunden aus, um ihren eigenen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren. Das konnte - man ahnt es bereits - nicht ewig gutgehen.
Und dann ist da auch noch die Regisseurin Leni Riefenstahl. Sie musste sich zeit ihres Lebens den Vorwurf gefallen lassen, die Nationalsozialisten im Dritten Reich mit ihren propagandistischen Filmen unterstützt zu haben. Dieses Image konnte sie für den Rest ihres über 100-jährigen Lebens nicht mehr abstreifen.
Lesen?
Carina Heer zeigt mit ihren schlaglichtartigen Beschreibungen der Schicksale von sehr unterschiedlichen 100 Frauen, dass diese in jedem Fall das Zeug hatten, es mit den Männern aufzunehmen - im Guten wie im Schlechten. Doch die Lebensgeschichten verdeutlichen auch, dass es in allen Zeiten der Menschheit oft nicht so einfach war, eine Frau zu sein - egal, aus welcher sozialen Schicht man stammte. Aufgrund der Kürze der einzelnen Biografien können diese aber eben auch nur eines sein: Schlaglichter. Deshalb kann Teufelsweiber auch als Einladung verstanden werden, sich die Biografie der einen oder anderen Frau ausführlicher anzusehen.Das Buch ist in einem lockeren und humorvollen Tonfall geschrieben. Dieser führt allerdings auch dazu, dass so manche Lebensgeschichte etwas unkritisch daherkommt: Beispielsweise fällt die Kritik am Wirken und Einfluss von Leni Riefenstahl sehr dünn aus; die im großen Stil begangenen Betrügereien von Adele Spitzeder führten zu einer Selbstmordwelle verzweifelter Menschen, was im Text mit nur einem kurzen Satz erwähnt wird.
Teufelsweiber ist im Benevento Verlag als gebundene Ausgabe zum Preis von 24 Euro erschienen. Unter dem Titel Wahre Rebellinnen wurde es im Goldmann Verlag herausgegeben und kostet 10 Euro.
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