Name ist Emilia del Valle einem roten Faden treu geblieben, der sich durch die meisten ihrer Bücher zieht: Im Mittelpunkt steht eine junge Frau, die unter schwierigen Umständen aufwächst und sich eines Tages vornimmt, ihren biologischen Vater, der ihre Mutter nach einer kurzen Affäre verlassen hat, zu suchen. Es ist nicht einfach, dieses Ziel zu erreichen: Emilia wird 1866 als Tochter einer irischstämmigen Nonne geboren und wächst im armen Teil von San Francisco auf. Ihr Vater ist ein chilenischer Adeliger, von dem sie nichts außer seinem Nachnamen weiß: del Valle.
Emilia findet schon als junge Frau Gefallen am Schreiben. Sie beginnt als 17-Jährige mit Groschenromanen und wird mit 23 bei der örtlichen Tageszeitung angestellt - obwohl sie eine Frau ist. Aber sowohl die Heftchen als auch die Zeitungsreportagen werden unter ihrem männlichen Pseudonym veröffentlicht.
Doch dann verdichten sich in Chile 1891 die Anzeichen für einen Bürgerkrieg. Emilia ergreift die Gelegenheit und bittet ihren Vorgesetzten, für die Zeitung vor Ort recherchieren zu dürfen. Gemeinsam mit einem befreundeten Kollegen macht sie sich auf den Weg nach Südamerika.
Bis zu diesem Zeitpunkt zeichnet Allende ihre Hauptfigur als freiheitsliebende junge Frau, die entgegen der damaligen Moralvorstellungen auch nicht davor zurückschreckt, sexuelle Erfahrungen zu sammeln, ohne verheiratet zu sein. Sie ist strukturiert und geht zielstrebig vor, um ihre Vorstellungen durchzusetzen.
In Chile angekommen, lernt Emilia die Grausamkeit des Bürgerkriegs kennen, aber auch den Zusammenhalt und Schutz durch eine Frauengruppe, die die Kämpfer auf dem Schlachtfeld versorgt. Ihr Beruf als Journalistin öffnet ihr Türen, die ihr als Ausländerin normalerweise verschlossen geblieben wären.
Leider beginnt diese Zielstrebigkeit zu bröckeln, als Emilia ihren Vater findet. Er ist dem Tod nah, erkennt sie aber als seine Tochter an. So erbt sie ein entlegenes Grundstück im Regenwald, mitten in den Jagdgründen der Mapuche. Die Entscheidung, die sie nun trifft, ist fern von jeder rationalen Überlegung und lässt sich auch emotional nur schwer herleiten. Doch ihr Kollege, der in Chile von einem Begleiter zu ihrem Partner geworden ist, hält an der Beziehung fest.
Lesen?
Isabel Allendes in ihren Werken immer wiederkehrendes Thema Feminismus und ihre Auseinandersetzung mit ihrer Heimat Chile prägen auch Mein Name ist Emilia del Valle. Und wie gewohnt fließen auch eigene Erfahrungen der Autorin in die Handlung ein. Ein Hauch Erotik darf auch diesmal nicht fehlen, aber die entsprechenden Szenen wirken mehr kitschig als leidenschaftlich.
Insgesamt ist Mein Name ist Emilia del Valle ein gutes Buch, es reicht aber nicht an andere Romane von Isabel Allende heran.
Mein Name ist Emilia del Valle ist 2025 im Suhrkamp Verlag erschienen und kostet als gebundene Ausgabe 28 Euro sowie als E-Book 23,99 Euro.
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