Kurt wer? Der Name Kurt Wallander gehört zu denen, über die man denkt: "Den habe ich doch schon mal irgendwo gehört...".
Das haben viele von uns tatsächlich. Zumindest die,
die gern schwedische Krimis lesen und hin und wieder auch einen von Henning Mankell. Elfmal wird der Kommissar aus Ystad von seinem Schöpfer aktiviert, um dem kriminellen Treiben in der südschwedischen Stadt an der Ostsee ein Ende zu bereiten.
2014 hat Mankell seinen Wallander porträtiert und alles in Wallanders Welt aufgeschrieben, was sich über ihn zu wissen lohnt. Dabei ist so etwas wie ein Wallander-Mikrokosmos herausgekommen, der dem Leser nicht nur den Polizisten, sondern auch den Privatmann zeigt: den Vater, (gescheiterten) Ehemann, Sohn, Bruder, Freund und den Musikliebhaber. Aus jedem Kapitel wird deutlich, wie stimmig Mankell diese Figur aufgebaut hat, die ihre Fälle zwischen 1991 und 2009 löste.
Mankell erzählt in diesem Buch auch, wie es zu der Entstehung von Kurt Wallander kam. 1990 war das: Der Autor war nach monatelanger Abwesenheit nach Schweden zurückgekehrt und stellte fest, dass sich der Rassismus in seinem Heimatland deutlich verstärkt hatte. Deshalb beschloss er, über dieses Thema zu schreiben. Da rassistische Handlungen nach Mankells Ansicht immer etwas Kriminelles sind, entschied er sich, sein Anliegen in Form von Kriminalromanen zu verarbeiten.
Die "Taufe" des Kommissars war denkbar unspektakulär: Der Inspiration wurde durch einen Blick ins Telefonbuch auf die Sprünge geholfen. Da es praktisch war, bekam Wallander dasselbe Geburtsjahr wie Henning Mankell: 1948.
Mankell berichtet, vor welchen politischen Hintergründen die einzelnen Bücher entstanden sind und stimmt den Lesern zu, die der Meinung sind, dass er in deren Handlungen oft Ereignissen vorgegriffen habe. Wenn man genau hinsieht, bemerkt man, dass da etwas dran ist.
Mit der Figur des Kurt Wallander erlebte Mankell immer wieder irritierende Begebenheiten, die mit ihr verknüpft waren: Menschen sprachen ihn auf der Straße an und fragten ihn, wie denn wohl Kurt Wallander diese oder jene Begebenheit beurteilen würde. Wäre Kurt Wallander dafür, dass Schweden Mitglied der EU wird? Der Kommissar wurde von manchem Leser wie eine real existierende Person behandelt. Er trägt sehr menschliche Züge und ist ein Spiegel seiner Zeit.
Wallanders Welt ist im Carl Hanser Verlag als E-Book erschienen und kostet 3,99 Euro.
Ich habe es über die Onleihe gelesen.
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