Freitag, 18. September 2020

# 257 - Vom Martials-Arts-Kämpfer zum treusorgenden Familienvater?

Vor seiner Heirat mit Sarah hatte Daniel sein Geld mit Martial-Arts-Kämpfen in ganz Kanada und "Dienstleistungen" für einen alten Freund seines Vaters, den Gangster Clayton aus dem Stamm der Mohawk, verdient. Doch er hat seiner Frau versprochen, damit aufzuhören und sich das selbst fest vorgenommen. Die Geburt seiner Tochter bestärkt diesen Entschluss. Seitdem jobbt Daniel als Schweißer und Tagelöhner, seine Frau arbeitet in einem Altenheim. Was in Kevin Hardcastles Krimi Im Käfig noch halbwegs harmlos daherkommt, soll sich schon bald förmlich hochschaukeln.

Das halbwegs bürgerliche Leben hat seinen Preis: Die kleine Familie kommt gerade so über die Runden und lebt in kargen Verhältnissen. Dann passieren zwei Dinge fast gleichzeitig: Daniels Schweißgerät wird gestohlen und sein Arbeitgeber beschäftigt ihn zunächst nur noch halbtags und dann gar nicht mehr. Daniel beginnt wieder im Gym zu trainieren und kommt zu seiner alten Form zurück. 

Aus dem gelegentlichen Trainig entwickelt sich mehr: Daniel hofft, mit seinen Kampfprämien seine Familie ernähren zu können und bietet Clayton eine Wette auf den nächsten Kampf an. Daniel ist sich sicher, wieder zu gewinnen, aber er hat nicht mit der Hinterhältigkeit des Mafiabosses gerechnet, der den Ringrichter besticht. Der Kampf geht für Daniel offiziell verloren, nun hat Clayton ihn in der Hand.

Als ob das nicht schon genug Ärger ist, macht sich Daniel schnell Claytons Neffen Aaron Tarbell zum Feind, einen gewissenlosen und mordsüchtigen Verbrecher, der Menschen aus nichtigstem Anlass brutal umbringt. Als dieser aus Rachsucht Sarah ermordet, bricht ein blutiges Inferno los.

Lesen?

Man muss kein Experte für Martial Arts sein, um dieses Buch zu mögen. Die eingestreuten Fachbegriffe können unkundige Leser ignorieren. Hardcastle schildert in einer eindringlichen und nichts beschönigenden Sprache den täglichen Überlebenskampf der kleinen Familie, der von viel Liebe, aber auch einer Mischung aus Zweckoptimismus und Verzweiflung, getränkt mit reichlich Alkohol, geprägt ist. Trotz ihrer schwierigen Situation bewahren sich Sarah und Daniel immer ihren Stolz und treten füreinander und für ihre Tochter ein, die der Mittelpunkt ihres Lebens ist. Hardcastle schildert viele gewalttätige Szenen, benutzt diese aber nicht als Vehikel für einen Spannungsaufbau.

Vier Jahre hat Kevin Hardcastle an Im Käfig gearbeitet, bis er mit seinem Buch zufrieden war. Eine Zeit, die sich gelohnt hat.

Im Käfig ist 2019 im Polar Verlag erschienen und kostet als gebundenes Buch 20 Euro sowie als E-Book 15,99 Euro.

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