Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, sich sein Leben zu versauen...
..., und der Roman Hit & Run von Doug Johnstone gibt für die, die noch unschlüssig sind, erste Hinweise. Die Brüder Billy und Charlie Blackmore sowie Billys Freundin Zoe fahren in Edinburgh in einer Sommernacht von einer Party kommend nach Hause. Sie sitzen im alten roten Micra, der früher der verstorbenen Mutter der Brüder gehört hat, sind richtig gut drauf und bis zum Hals voll mit Rote-Bete-Schnaps und Drogen. Billy sitzt am Steuer, bestaunt den Sternenhimmel, die Drei fühlen sich, als könnten sie die Welt aus den Angeln heben. Doch dann kracht es und etwas, das sie im Dunkeln nicht erkennen können, prallt auf die Windschutzscheibe, rutscht über das Autodach und bleibt auf der Straße liegen.
Die eine Sekunde, die das Leben verändert
Man ahnt es bereits: Billy hat nicht "etwas", sondern einen Menschen angefahren. Einige Meter hinter dem Micra liegt ein Mann auf dem Asphalt, und Charlie, ein junger Krankenhausarzt, stellt mit einem geübten Griff an dessen Handgelenk seinen Tod fest. Billy will die Polizei rufen, aber sein Bruder hindert ihn daran: Seine eigene Approbation als Arzt wäre verloren, wenn im Zuge von Ermittlungen herauskäme, dass er sich selbst und seinen Bruder mit Aufputschmitteln, Opiaten, Barbituraten und Benzodiazepinen aus den Arzneischränken des Krankenhauses versorgt hat. Auch die Karrieren von Billy und Zoe wären beendet, bevor sie richtig begonnen hätten: Billy hat erst vor einem Monat eine Stelle als Kriminalreporter beim Evening Standard angetreten, und Zoe arbeitet ebenfalls als Nachwuchsjournalistin. Und so werfen sie die Leiche kurzerhand eine nahe gelegene Böschung hinunter.
Der Micra ist auf den ersten Blick fast unbeschädigt. Nur ein kleiner Riss auf der Frontscheibe und ein paar kaum zu erkennende Dellen im Blech deuten auf den Unfall hin.
Es dauert nur wenige Stunden, bis der Tote gefunden und Billy von seiner Kollegin Rose aufgefordert wird, sich zusammen mit ihr um den Fall zu kümmern. Der Tote ist in Edinburgh kein Unbekannter: Es handelt sich um Frank Whitehouse, einen wohlhabenden Unternehmer, dem illegale Machenschaften nachgesagt werden. Die Polizei geht zunächst von einem Selbstmord aus. Das ändert sich, als der Obduktionsbericht des Gerichtsmediziners vorliegt: Aufgrund der Art der Verletzungen kommt nur ein Zusammenstoß mit einem Kraftfahrzeug infrage. Kurz darauf werden in der Umgebung des Leichenfundortes Lacksplitter gefunden, die auf ein rotes, mehr als zehn Jahre altes Fahrzeug schließen lassen.
Die Schlinge zieht sich zu
Wenn es eine Meisterschaft darin gäbe, sich selbst durch dämliches Verhalten immer mehr in die Bredouille zu bringen, wäre Billy Blackmore ein heißer Anwärter auf einen der vorderen Plätze. Er vernebelt sich sein Hirn, indem er sich ständig an Charlies geklauten Chemikalien vergreift und sie mit Alkohol hinunterspült, selbstverständlich nichts isst, so gut wie gar nicht schläft, seinen Sexualtrieb an der falschen Frau auslässt und sich in Situationen bringt, in die er durch pure Selbstüberschätzung gelangt. Das kann nicht gutgehen und tut es auch nicht. Die Situation eskaliert, es gibt noch weitere Tote und eine Entführung.
Doug Johnstone hat seine Hauptfigur Billy Blackmore durch ein Gefühlschaos gesteuert und sie auch körperlich sehr leiden lassen. Leider ist das Ende trotz aller Irrungen und Wirrungen zu vorhersehbar. Das, was sich zwischen dem Entschluss, den Unfall zu verheimlichen und Fahrerflucht zu begehen und dem Ende des Thrillers abspielt, wirkt deshalb wie eine Aneinanderreihung von Handlungsschleifen, die den Leser aber nicht an seiner Ahnung, wie das Finale aussehen könnte, ernsthaft zweifeln lassen. So verpufft trotz des ansonsten sehr guten Plots ein Teil der Spannung.
Ich bedanke mich beim Bloggerportal, das mir dieses Buch zur Verfügung gestellt hat. Hit & Run kann beim btb-Verlag bestellt oder in jeder Buchhandlung zum Preis von 9,99 € gekauft werden (Taschenbuch). Die Kindle-Edition und die epub-Ausgabe kosten je 8,99 €.
Hey!
AntwortenLöschenIch hab das Buch letztes Jahr gelesen und fands auch nicht so pralle. Ein guter Anfang, aber der Protagonist (und vorallem der Hund) gingen mir irgendwann einfach nur noch auf die Nerven. Ich war froh, als ich es beendet hatte.
lg
Nadine
Liebe Nadine,
AntwortenLöschenja, es ist wirklich schade. Ich hatte mir wegen des Klappentextes viel mehr von diesem Buch versprochen, aber unterwegs ist der Handlung die Luft ausgegangen.
Liebe Grüße
Ina