Viel Abwechslung im Juli
Der mit den Glasaugen von Marta Monti machte in diesem Monat den Anfang: Der fünfjährige Jan verschwindet aus dem Haus seiner Mutter, und die Kripo Bern, allen voran das Ermittlerduo Beta und Bertschi, machen sich auf die Suche nach dem Kind. Was zu Beginn der Fall eines Ausreißers hätte sein können, entpuppt sich später als Mord. Dieser Krimi kam bei mir nicht besonders gut weg: Der Spannungsbogen hat ein paar Dellen, und an Logik und Schlüssigkeit besteht durchaus Optimierungsbedarf. Auch der Umgang mit der Grammatik war ein Kritikpunkt.
In Die verborgene Schönheit der Sterne steht ein kinderloses Ehepaar aus Berlin im Mittelpunkt, das sich in und mit seinem Leben arrangiert hat. Doch dann platzt eine todbringende Diagnose in ihr Leben, die alles verändert: Ihre Vorstellungen von Treue und Zusammenhalt und darüber, was im Leben wirklich wichtig ist, werden auf die Probe gestellt. Karen Hilgarth hat einen einfühlsamen Roman geschrieben, der glücklicherweise nie ins Kitschige oder Gefühlsduselige abgleitet. Karen Hilgarth stellt sich auf ihrer Autorenseite bei Facebook vor.
An diesem Buch konnte ich nicht vorbeigehen: Libreville von Janis Otsiemi ist der erste Roman aus dem westafrikanischen Gabun, der jemals ins Deutsche übersetzt wurde. Mein Eindruck: Die Struktur dieses Krimis hat nichts mit dem gemeinsam, was wir gewohnt sind. Auch wenn der Klappentext diesen Eindruck vermittelt, geht es nicht nur um einen einzigen Fall, dem die Polizei hier auf der Spur ist, sondern auch um drei weitere, die nichts miteinander zu tun haben. Wie nebenbei lernt der Leser eine Menge über die Geschichte des Landes, die sozialen Verhältnisse und darüber, dass Machos und Korruption an der Tagesordnung sind, gern auch miteinander verbunden. Letzteres ist etwas, was nicht wirklich überrascht. In der WDR-Reihe "Noller liest" wurde ein Interview mit dem Autor veröffentlicht.
Die Bestsellerautorin Rebecca Gablé hat mit Die fremde Königin einen weiteren historischen Roman vorgelegt, der diesmal die deutsche Geschichte zwischen 951 und 962 abdeckt, als König Otto I. regierte und sich zum Kaiser krönen ließ. Die wahren und erfundenen Anteile der Geschichte strotzen vor Intrigen, Morden, Liebe und Verrat. Das Buch hat ein stilistisches Merkmal, das Gablé-Fans schon aus der Waringham-Reihe wie z. B. dem Band Der Palast der Meere kennen. Welches? Lest selbst! Der Verlag hat ein Video bereitgestellt, in dem Rebecca Gablé über ihr neuestes Buch spricht:
Vom Deutschland des Mittelalters geht es mit Jugend ohne Gott von Ödön von Horváth in das Deutschland des Nationalsozialismus'. Ein Lehrer an einem Gymansium erlebt, wie die braune Ideologie in das gesamte Leben der Deutschen einsickert und auch die Schule nicht davon verschont bleibt. Der Roman erzählt von Verrohung, Gefühlskälte und Mitläufertum und beschäftigt sich mit der Frage, ob unter solchen Bedingungen Gott überhaupt eine Chance hat. Trotz dieses Hinweises handelt es sich nicht um ein unbedingt religiöses Buch. Bereits vor 80 Jahren erschienen, aber immer noch aktuell.
Der Roman wurde 1991 mit Ulrich Mühe verfilmt, hier gibt es den Trailer.
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