Sonntag, 23. Februar 2020

# 230 - Entlang der historischen Seidenstraße

In unserer Zeit ist immer wieder von der "Neuen
Seidenstraße" die Rede, einem Projekt, das von der chinesischen Regierung aus wirtschaftlichen Gründen vorangetrieben wird und in das derzeit schon mehr als 100 Länder eingebunden sind.

Im von Susan Whitfield herausgegebenen Buch Die Seidenstraße - Landschaften und Geschichte geht es allerdings um den Blick zurück bis ca. 200 v. Chr. Innerhalb der folgenden 1.600 Jahre bildeten sich im ganzen afrikanisch-eurasischen Raum überregionale Handelsnetzwerke - sowohl auf Flüssen oder Meeren als auch auf dem Landweg. Nicht nur Seide wurde transportiert, sondern u. a. auch Gewürze, Pelze, Früchte oder Sklaven. Die so entstandenen Handelsbeziehungen zogen den technologischen und kulturellen Austausch zwischen den Völkern nach sich.

Auf einer doppelseitigen Landkarte zu Beginn des Buches sind die Handelsrouten dargestellt. Hier wird deutlich, dass es sich bei der Formulierung "die Seidenstraße" lediglich um eine Vereinfachung handelt, die in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist, und nur von einer einzigen Straße keine Rede sein kann.
Schon im 2. Jahrhundert n. Chr. begann die Zeit der Kartographie, die im Laufe der nachfolgenden Jahrhunderte immer besser und vollständiger wurde. So zeigte der in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts auf Mallorca entstandene Katalanische Weltatlas die Welt zwischen China und dem Atlantik so, wie sie damals bekannt war. Der Atlas ist außerdem eine der ersten Fundstellen für die Kompassrose.

Über 80 Autorinnen und Autoren haben mit ihrem Wissen zur Entstehung dieses Buches beigetragen. Die Leser bekommen interessante Informationen über die wichtigsten Handelsstädte von Andalusien bis Osaka und vom Ural bis nach Afrika und Sumatra.  
Susan Whitfield hat die Vielzahl der Informationen nicht chronologisch, sondern nach den Landschaften, die von den Handelswegen durchzogen wurden, strukturiert. So erfährt man im Kapitel, das sich der Steppe widmet, viel über die Völker, die in den chinesischen und iranischen Steppengebieten gelebt haben. Es geht hier zum Beispiel um Befestigungen der Römer, die transkaspische Verteidigungskette der Sasaniden vom Elburs-Gebirge im Iran bis zum Kaukasus oder die Herstellung von Goldschmuck mit Motiven aus den Steppen. 

Doch Die Seidenstraße - Landschaften und Geschichte hat nicht nur hochinteressante Texte, sondern auch sehr viele schöne Fotos und Karten zu bieten, die das Geschriebene noch anschaulicher machen. Einige Fotos zeige ich hier mit freundlicher Genehmigung des Verlags wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) Theiss.


Foto 1: Safranfeld im heutigen Kaschmir



Foto 2: Das Katharinenkloster am Fuß des Berges Sinai war früher eine Festung, die im 6. Jh. erbaut wurde; seit 2002 UNESCO-Weltkulturerbe




Foto 3: Mausoleum des Öldscheitü (reg. 1304 bis 1306), Herrscher der Ilchane, in der damaligen Oasenhausptstadt Soltaniye (Iran); seit 2005 UNESCO-Weltkulturerbe



Foto 4: Pilger an der Kaaba; aus einer für Sultan Iskandar 1140/1141 zusammengestellten Sammlung




Lesen?

Die Seidenstraße - Landschaften und Geschichte ist ein tolles Buch, das man immer wieder zur Hand nehmen kann. Auf mehr als 460 Seiten erfährt man alles Wissenswerte über die früheren Handelswege, was einem internationalen und renommierten Team aus Wissenschaftlern zu verdanken ist. 

Das Buch ist 2019 in der vorliegenden deutschen Ausgabe erschienen und kostet 50 Euro.


Bildnachweise:
  • Foto 1: Roland and Sabine Michaud/akg images
  • Foto 2: Robert Harding/Alamy Stock Photo
  • Foto 3: Roland and Sabine Michaud/akg images
  • Foto 4: Erich Lessing/akg- images

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