Cora und Maja sind Anfang 20. Cora ist bereits verwitwet und durch die Erbschaft wohlhabend geworden. Traurig ist sie wegen des Todes ihres Mannes nicht, denn das Beerben reicher Männer ist ihr Geschäftskonzept. Maja ist Mutter eines kleinen Sohnes, folgt ihrer Freundin und deren Wünschen und ist ständig pleite, weil sie ihren Job als Fremdenführerin in der Toskana verloren und keinen Beruf gelernt hat. Ihre einzige Einnahmequelle ist Cora, die sie immer wieder anschnorrt.
Doch durch die einst innige Mädchenfreundschaft zieht sich jedoch ein Riss. Maja nimmt ihre Freundin immer stärker als egoistisch und rücksichtslos wahr, Cora hingegen empfindet Maja immer öfter als schwerfällig und belastend. Cora hat ein Auge auf eine zum Verkauf stehende italienische Luxusvilla geworfen, die ihr von einer reichen Amerikanerin vor der Nase weggekauft wird. Was läge da näher, als diese Dame ins Jenseits zu befördern?
Aber da gibt es noch weitere Schauplätze. Während Cora die italienische Lebensart genießt und ihre Freundin darüber beinahe vergisst, lernt Maja in einer WG in Darmstadt, in die sie vorübergehend aufgenommen wurde, die unscheinbare Kathrin kennen. Kathrin ist auf der Flucht vor ihrem Noch-Ehemann Erik, einem gewieften Rechtsanwalt. Es stellt sich heraus, dass Erik nicht nur menschlich unterste Schublade ist, sondern sich im Rotlichtmilieu von Frankfurt tummelt. Geschäftlich, versteht sich. Und selbstverständlich kriminell, denn es geht nicht nur um illegale Prostitution, sondern auch um Menschenhandel und Mord. Da kann Maja nicht untätig bleiben, und auch Cora, die irgendwann gut erholt in Hessen eintrudelt, mischt kräftig mit.
Lesen?
Muss nicht sein. Die Handlung inklusive der "Wir-Frauen-müssen-zusammenhalten"-Szenarien ist in weiten Teilen vorhersehbar. Am Ende weilen ein paar Menschen weniger auf dieser Erde - die meisten davon selbstverständlich von der bösen Sorte - und andere Menschen sind bedeutend reicher als zu Beginn des Romans. Immerhin macht sich Maja auf den letzten Seiten Gedanken über ihren Lebenswandel und kommt zu dem Schluss: "Ich morde keine Männer mehr." Ingrid Noll scheint das jedoch nicht unbedingt so zu sehen, denn sie lässt die Tür zum nächsten Mord einen Spalt breit offen.
Selige Witwen ist bei Diogenes erschienen und kostet als gebundenes Buch 22,50 Euro, als Taschenbuch 12 Euro sowie als E-Book 9,99 Euro.
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