Der Journalist Franz Alt und der Wissenschaftler Ernst
Ulrich von Weizsäcker engagieren sich seit vielen Jahren für den Umwelt- und Klimaschutz. Mit Der Planet ist geplündert melden sie sich erneut zu Wort.
Es ist allerdings keineswegs so, dass die beiden Experten das Buch gemeinsam geschrieben hätten. Ernst Ulrich von Weizsäcker hat zu den 200 Seiten lediglich 14 beigesteuert, in denen er erklärt, worum es sich beim Club of Rome, dessen Co-Präsident er einige Jahre war, handelt und inwieweit die Prognosen dieses Expertengremiums eingetroffen sind. Sie wurden in einer Studie zusammengefasst, die 1972 unter dem Titel "Die Grenzen des Wachstums, Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit" veröffentlicht wurden. Es handelte sich dabei um einen Ausblick, wie sich die Weltwirtschaft unter Berücksichtigung verschiedener Szenarien entwickeln wird. "Die Grenzen des Wachstums" erregte weltweite Aufmerksamkeit und wurde ein Jahr nach der Veröffentlichung mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Franz Alts Schwerpunkt liegt ganz klar auf der Nutzung der Sonnenenergie als unerschöpfliche Ressource. Genau wie den Wind gibt es das Sonnenlicht im Überfluss. Alt erteilt sowohl der Kernkraft als auch der Kernfusion eine Absage und ist ein großer Fan von nachhaltigen Energieprojekten, an denen die Bürgerinnen und Bürger beteiligt sind.
Er beklagt die sich verschärfende weltweite Knappheit von Wasser und dessen Kommerzialisierung, kritisiert das Wachsen der Müllberge, begründet die Notwendigkeit einer Verkehrswende und dringt auf einen wirksameren Tierschutz. Die benannten Probleme und Missstände sind nicht neu und werden seit Langem diskutiert, sie aber so komprimiert präsentiert zu bekommen, sorgt für eine besondere Eindringlichkeit.
Allerdings geht es Alt nicht nur darum, anklagend den Finger zu heben: Er zeigt Wege auf, die wir beschreiten müssen, um unseren Planeten zu retten. Ein Beispiel ist die Kreislaufwirtschaft (Cradle-to-Cradle-Prinzip), die das Ziel hat, dass keine Materialien verloren gehen und nach dem Nutzungsende eines Produkts weiter- oder wiederverwendet werden können.
Franz Alt streift auch das Thema Aufrüstung und Krieg. Er spricht sich klar gegen ein Wettrüsten aus und baut auf eine Verständigung unter den Staaten, die auf gegenseitigem Vertrauen beruht. Allerdings wurden die letzten Arbeiten an Der Planet ist geplündert bereits im Januar 2022, also vor dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine, fertiggestellt. In einem Interview, das Alt am 1. März 2022 mit dem WDR geführt hat, räumt er jedoch ein, dass sich seine Haltung hierzu angesichts dieser Ereignisse verändert hat.
Das Buch ist geprägt von Alts Nähe zum christlichen Glauben und seiner Affinität zur Spiritualität. Vielleicht ist dies seine Kraftquelle, die ihn dazu befähigt hat, über Jahrzehnte hinweg sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und immer wieder an verantwortliche Personen in Politik und Wirtschaft zu appellieren, sich für die Rettung der Erde und damit der Menschheit einzusetzen. Die Botschaft des Club of Rome ist 50 Jahre alt. Weitere 50 Jahre haben wir nicht mehr, um die Zukunft unserer Kinder und Enkel zu retten.
Lesen?
Der Planet ist geplündert ist ein Parcours durch die drängendsten Themen unserer Zeit. Wie groß die Dringlichkeit ist zu handeln, wird überdeutlich. Schon deshalb ist das Buch zu empfehlen. Ich hätte mir jedoch ein Quellenverzeichnis gewünscht, um einzelne Angaben besser nachvollziehen oder mehr darüber erfahren zu können. Das angefügte Literaturverzeichnis ist interessant, aber kein Ersatz.
Der Planet ist geplündert ist im März 2022 im Hirzel Verlag erschienen und kostet als gebundene Ausgabe 22 Euro sowie als Hörbuch 19,99 Euro.
Nachtrag: Das Buch hat einen aufmerksameren Lektor verdient, dem die Doppelung eines Absatzes aufgefallen wäre.
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