Sonntag, 20. Oktober 2019

Frankfurter Buchmesse - der zweite Tag.

Alles lief nach Plan. Ich hatte mir nach der Erfahrung, dass die Termine, die ich an unserem ersten Tag eingeplant hatte, sich in Rauch aufgelöst und anderen Veranstaltungen Platz gemacht haben, vorgenommen, mein Zeitmanagement zu verbessern.

Die Buchmesse-App bietet die Möglichkeit, die Termine aus dem Messekalender direkt in den eigenen auf dem Smartphone zu übertragen. Na, wenn es damit nicht klappen sollte, womit dann?

Nicht ich habe vor der Technik, sondern die Technik hat vor mir kapituliert! Das soll jetzt nicht bedeuten, dass mein überbordender Verstand den Algorithmen in meinem Kalender ein Schnippchen geschlagen hat. Es war eher so, dass sich mein Kalender kurz vor Veranstaltungsbeginn bei mir gemeldet hat, ich aber beide Male so weit von der jeweiligen Halle entfernt war, dass ein halbwegs pünktliches Ankommen völlig ausgeschlossen war. Na gut, wieder zwei Termine vergeigt, bei denen ich "unbedingt" dabei sein wollte. Positives Denken ist angesagt: Ich lasse mich schließlich nicht von irgendwelchen Terminen tyrannisieren! Die Abwesenheit von Terminen ist die Freiheit, den Tag neu gestalten zu können. So ist das! Fehlplanungen schön reden kann ich.

Hallo Norge! 

 

Da ich mich in den letzten Wochen mit Büchern von norwegischen Autoren beschäftigt hatte, musste dem Land auf der Messe selbstverständlich ein Besuch abgestattet werden. Die Fläche des Ehrengast-Pavillons im Forum bot Norwegen reichlich Platz, sich seinem Lesepublikum vorzustellen.

Ob Krimi, Roman, Sach- oder Kinderbuch: Die Auswahl war groß und es gab etliche Autorinnen und Autoren zu entdecken, die in Deutschland (noch) nahezu unbekannt sind.
Aber es waren auch "alte Bekannte" dort: Bjarte
Brulands Holocaust in Norwegen lag neben dem thematisch ähnlichen Buch Judenhass von Trond Berg Eriksen u. a., auch Rebellische Frauen - Women in Battle und Die Glocke im See habe ich dort gesehen.

Im Raum befanden sich außer den Büchertischen und der Bühne auch 23 tischähnliche Objekte. Die Pressemappe beschreibt sie als "skulptural-abstrakt und zugleich narrativ-verspielt". Weiter heißt es dort: "Ihr Design ist inspiriert von norwegischen Gedichten und greift Ausstattungsdetails berühmter Bibliotheken auf von Louis Kahns Leseplätzen in Exeter bis zu Gunnar Asplunds Trinkwasserbrunnen in Stockholm." Ich bin froh, dass das so deutlich gesagt wurde. Mir hätte sich der Sinn dieser Objekte sonst nicht erschlossen. Wer mich ein bisschen kennt, weiß von meiner Grundskepsis gegenüber abstrakter Kunst. Der Ausspruch "Kunst kommt von Können" hätte von mir kreiert worden sein können. Meine Begeisterung für diese Kunstobjekte hielt sich in übersichtlichen Grenzen.

Da die Ausstellungsfläche nicht den kompletten Raum ausgefüllt hat, wurde sie seitlich von meterlangen Spiegelwänden abgegrenzt. Spiegel lassen einen Raum zwar größer wirken, es ist jedoch kein Problem, gegen sie zu laufen. Ich hatte vorab davon gelesen, dass das anderen Besuchern passiert ist, sodass ich vorgewarnt war. Aber irritierend ist es schon. Manche Besucher sahen das von der praktischen Seite und nutzten die Spiegel, um sich etwas herzurichten: Eine Dame zückte ihre Haarbürste und brachte zwischen den Büchern ihre Frisur auf Vordermann.

Sehr schön wirkten die raumhoch angebrachten Fotos von Birken: sehr dekorativ und gut zum Land passend.

Die Frau mit der Haarbürste

Sie waren eine passende Brücke zu den Büchern: Egal, um welches Genre es ging, in den meisten Titeln spielte die Natur eine Rolle. Mal stand sie im Vordergrund, mal war sie dezent in die Handlung eingebaut. Aber ohne Wälder oder Seen kam kaum ein Buch aus.

Etwas sprachlos habe ich dann gesehen, warum sich an einem der Tische eine Menschentraube gebildet hatte. Nicht etwa, weil dort die spannendsten Bücher gezeigt wurden, sondern deswegen:


Falls es nicht gut genug zu erkennen sein sollte: Da standen Besucher vor einem Tisch mit Vorlagenblättern und stempelten Motive auf die noch freien Flächen. Das taten sie mit der "gebotenen" Ernsthaftigkeit, die dafür nötig ist. Den lästerlichen Kommentar, der gerade in meiner Kehle aufsteigt und nach draußen drängt, schlucke ich jetzt runter.

Auch an diesem Tag haben wir uns mit der Bloggerin Mirella getroffen. Leider war die Zeit für ein wirklich langes Gespräch zu kurz, aber das wird auf jedne Fall nachgeholt.


Außerdem: Bücher, die heute auf der "Haben-wollen-Liste" gelandet sind

 

Hier reicht es, die von mir hochprofessionell mit einer Profi-Kamera (Smartphone) aufgenommenen Cover-Fotos zu zeigen. Sie weisen darauf hin, worum es geht:






Last but not least: Kampagne gegen Plastik in den Meeren

 

Auf der Agora, der Freifläche zwischen den Hallen, hatte der WWF einen Stand aufgebaut. Zu Demonstrationszwecken war ein kleiner Parcours mit der Nachbildung eines durch (Plastik-)Müll verschmutzten Meeres zu sehen. "Das ist kein Problem mit ihrem Scooter", hatte einer der beiden jungen Männer gesagt, die den Stand betreuten. War es dann doch. Der alte Autoreifen, der die Kurve vor dem Ausgang blockierte, musste weggeräumt und der Scooter mit mir ein Stückchen angehoben werden. Danke an die beiden für das nette und informative Gespräch über Müll und dessen Vermeidung.

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