Ausnahmsweise schreibe ich diesmal nicht über ein Buch, sondern über ein ausgefallenes Großereignis: die Leipziger Buchmesse. Vom 12. bis zum 15. März 2020 sollte sie gehen. Viele Buchfans hatten sich auf die Messe gefreut, Verlage sich einen Umsatzschub erhofft. Insbesondere für die kleineren von ihnen ist die Absage bitter. Aber dann kam das, was in den Medien undeutlich als "das Corona-Virus" bezeichnet wird, als gäbe es nur eines davon.Nun heißt das Virus offiziell "SARS-CoV 2" und die von ihm verursachte Krankheit "Covid-19". Hier steht ein bisschen mehr darüber.
Mittlerweile sind die Menschen aufgrund des medialen Trommelfeuers so verunsichert, dass Hamsterkäufe getätigt werden. Handseife ist genau wie Toilettenpapier, Nudeln oder Lebensmittel in Dosen so begehrt, dass die Regale in manchen Supermärkten große Lücken aufweisen. Apotheker haben oft kein Desinfektionsmittel mehr. Mir wurde sogar erzählt, dass es Leute gibt, die sich auf Krankenhausfluren herumdrücken und sich dort beim Toilettenpapier und dem Handdesinfektionsmittel bedienen. Ziemlich erbärmlich ist das, was manche da abliefern, kaum, dass ihnen ein kleines Krisenlüftchen um die Nase weht. Man mag sich kaum vorstellen, was passiert, wenn wir irgandwann mal eine echte Krise haben sollten.
Wegen Covid-19 wurde neun Tage vor ihrem geplanten Start die Leipziger Buchmesse abgesagt. Zum Zeitpunkt der Absage war ich zufällig in Leipzig und habe mir die Stadt angesehen. Wer Leipzig besser kennt, dem sagt wahrscheinlich die "Runde Ecke" etwas. Das ist eine Gedenkstätte in der Innenstadt, die anhand von Originalexponaten zeigt, wie die Stasi es geschafft hat, die Bevölkerung zu überwachen, zu unterdrücken und einzuschüchtern. Sehr interessant, der Besuch lohnt sich. Die Gedenkstätte befindet sich in den Räumen der Stasi-Bezirksverwaltung, wo auch ein Büro oder eine Zelle für Untersuchungshäftlinge gezeigt werden.
Auf einem Tisch in der Nähe des Eingangs lag dieser Flyer. Die Gedenkstätte hatte für die Buchmesse ein eigenes umfangreiches Programm unter dem Motto "Leipzig liest" vorbereitet, das darin ausführlich vorgestellt wurde. Unter diesem Motto tun das zu jeder Buchmesse zahleiche Veranstalter außerhalb des Messegeländes.
Für die ersten drei Messetage waren sechs bis sieben Termine für Lesungen vorgesehen, am letzten Tag sollte eine Matinee-Lesung stattfinden. So ein Programm auszuarbeiten, den Termin vorzubereiten etc. ist sehr aufwendig. Die Enttäuschung, dann alles vergeblich getan zu haben, muss beim Planungsteam riesengroß gewesen sein.
Doch gleich neben dem Flyer lag ein Informationsblatt. Mit seiner leuchtend gelben Farbe war es nicht zu übersehen. "Leipzig liest doch" war es übertitelt und teilte mit, dass alle Termine wie geplant stattfinden würden. Aus diesen Worten spricht eine "Jetzt erst recht"-Mentalität, der Wunsch, sich nicht so einfach unterkriegen zu lassen. Ich werde dann leider nicht mehr in Leipzig sein. Ich wünsche den Machern der "Runden Ecke" aber, dass ihre Veranstaltungsreihe ein Erfolg und ihre Mühe nicht vergeblich gewesen sein wird. Trotz Covid-19.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen